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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 173
(PDF, 31 MB)
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DEN JÜNGLINGEN

O des feurigen Gotts,
Der mit rasendem Huf
Rosse über euch lenkend.
Leben, heißes, zerbrach!
Früh weihte sein Ruf
Euch ins Dunkel hinab.

Die leidvoll gesenkte

Fackel sinnet euch nach.

Das Herz der Geliebten.

Die grüne Braue

Der Erde umtrauert

Ihre erloschene Morgenröte.

Walter Franke war aber nicht nur ein "Augenmensch". Er besaß auch ein feines Empfinden
für die Musikalität der Sprache, was sich vor allem zeigte in seiner großen Liebe zu einem
der musikalischsten deutschen Dichter der Moderne: zu dem Österreicher Hugo von
Hofmannsthal. Am Spiel "Der Tor und der Tod" des frühreifen Neunzehnjährigen wurde die
Problematik des nach einer rein ästhetischen Lebenslösung strebenden Menschen transparent
, der erst im Sterben erkennt, was das Leben ist. Höhepunkt in Frankes Vortragskunst
aber waren die sprachlich und musikalisch so vollendeten, berühmten Hofmannsthal-
Gedichte "Ballade vom äußeren Leben" und insbesondere "Es läuft der Frühlingswind durch
kahle Alleen, Seltsame Dinge sind in seinem Wehn." Mit "Vorfrühling" ist dann auch eines
der schönsten Gedichte von Walter Franke selbst überschrieben, welches die kleine
Sammlung seiner Lyrik in der "Silberdistel-Reihe" einleitet:

VORFRÜHLING

Durch die silbergrauen Tage
Reiten weiße Wolkenschiffe
Auf der Wälder dunklem Riffe
Durch die silbergrauen Tage.

Weiche, blauverzweigte Schatten
Blasser Birken gleiten kühlend
Um die Weidenkätzchen spielend
Über die gebleichten Matten.

Die erwachten Wiesenwege
Winden sich im kargen Strauche.
Rötlich unter warmem Hauche
Fühl' ich schon die Knospen rege.

Durch die silbergrauen Tage
Streicht der Wind mit feuchtem Wehen.
Süße, alte Bilder gehen
Durch mich hin wie eine Sage.

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