Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 15
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0017
Unter der Herrschaft des Markgrafen Rudolf HI. von Hachberg-Sausenberg verleiht
Herzog Rudolf IV. von Österreich im Jahre 1363 für Wehr das Marktrecht. Das bedeutet für
den Ort. daß er das Recht hat. zwei Jahrmärkte jährlich zu veranstalten, die sich im Laufe der
Zeit auf vier jährliche Markttage erhöhen. Dieses deutet alles auf ein wirtschaftliches
Zentrum der von der Landwirtschaft geprägten Umgebung hin. In der uns bekannten
Talordnung wird diesem Markt ein besonderer Rechtsschutz eingeräumt, was den Rang
dieses Marktes besonders hervorhebt. Über die Jahrhunderte bleibt er ein hervorragender
Treffpunkt für die Menschen im weitläufigen Umfeld. Etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts
verliert er an Zugkraft, zumal sich auch Handelsgeschäfte in den Vordergrund drängen.
Seit 1867 führt dann die Gemeinde Wehr den Wochenmarkt ein. der noch heute seinen festen
Platz im Stadtgeschehen hat.

Das Jahr 1365 hat für die spätere Entwicklung des heutigen Wehr eine besondere
Bedeutung. Am 3. Februar dieses Jahres erhält Hans Rudolf von Schönau die Erlaubnis, die
verpfändete Herrschaft Wehr um die Pfandsumme von 1.800 Gulden vom Markgrafen von
Hachberg einzulösen. Die Bestätigung durch Herzog Albrecht von Österreich erfolgt dann
am 13. Juli 1366, die durch den Zusatz interessant wird, daß das Pfandgebiet nur als Ganzes
von Österreich ausgelöst werden kann13'. Es kommen auf diese Weise die verschiedenen
Rechte wieder in eine Hand, und die Möglichkeit eines Zerfalls dieser Herrschaft wird
verringert.

Das Geschlecht der Schönauer stammt aus dem Elsaß und kommt um 1320 mit Rudolf
Hürus von Schönau an den Hochrhein. Sie gelten als treue Lehnsherren der Habsburger und
erhalten mit ihrem Einsatz dieses Gebiet Vorderösterreichs den Habsburgern. Österreich löst
allerdings die Pfandschaft Wehr im Jahre 1572 wieder ein. Erst im Jahre 1608 wird Hans
Rudolf wieder mit der Herrschaft Wehr belehnt. Von diesem Zeitpunkt an bestimmen die
Herren von Schönau das Geschick der Herrschaft und seiner Bewohner. Bis zur Auflösung
aller Lehen bleibt die Herrschaft Wehr bis 1806 an die Herren von Schönau gebunden.

Die Umstellung vom Feudalsystem zu dem neuen System mit großer Eigenverantwortlichkeit
bereitet dem Land und seinen Bewohnern große Schwierigkeiten, die
erst langsam überwunden werden können. Marktwirtschaft und Produktionswesen müssen
sich umstellen, und zugleich verliert Wehr seine zentrale Eigenschaft, die für den Ort von
lebenwichtiger Bedeutung gewesen ist. Es beginnt für die Einwohner von Wehr und
Umgebung eine schlimme Zeit. Aus diesem Grunde entschließen sich viele auszuwandern,
um in der Fremde ihr Glück zu versuchen. Der Höhepunkt dieser Auswanderungswelle mag
nach 1850 gewesen sein. Auch die Revolution von 1848/49 mit ihren verursachten Schäden
und Kosten sowie die Notlage der 50er Jahre lassen kaum eine Besserung der Finanzlage und
eine weitere Entwicklung der Gemeinde zu.

Schon recht früh sind Gewerbebetriebe im Wehrer Tal festzustellen. Zu nennen sind die
erste Gastwirtschaft (1284), die Mühlen (um 1280 und 1310),die Schmiede in Enkendorf
(1256), der Kalkofen (um 1325) und die Eisenwerke (um 1494). Vor allem das Auf und Ab
dieser Eisenwerke in den folgenden Jahrhunderten zeigt deutlich, mit welchen Schwierigkeiten
die Besitzer zu kämpfen hatten. Einen großen Nachteil hat außerdem der enorme
Holzverbrauch, werden doch für einen Zentner Eisen 20 Zentner Holz benötigt. Der letzte
Betrieb schloß seine Pforten im Jahre 1860. Langsam entstehen ebenfalls die kleinen
Einmann- und Familienbetriebe wie Schmiede-. Schreiner-, Wagner-, Hafner- und Naglerwerkstätten
. Im 18. Jahrhundert begegnen wir dann den (Heim)Webern. Schuhmachern.
Maurern sowie Zimmerleuten. Um 1810 stellen wir in Wehr über 140 selbständig tätige
Handwerker und Gewerbetreibende fest. So hat das Dorf für die damalige Zeit einen fast
städtischen Charakter erhalten. Nach über 180 Jahren hat sich im Handwerk vieles geändert.
Es gibt nicht mehr den selbständigen Hafner, Weber. Färber. Gerber, Drechsler. Wagner.

15


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0017