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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 41
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0043
wieder erholen zu können. Die beiden Erlenbader Franziskanerinnen Sr. Eulogia und Sr.
Hereswida setzten für dieses Ziel all ihre Kräfte ein. Doch begann im Winter-Semester 1951
ein monatelanges Krankenlager. Trotz der aufopfernden Pflege durch die Schwestern im
Erholungsheim Ebersteinburg bei Baden-Baden nahte das Ende dieses überaus reichen und
fruchtbaren Gelehrtenlebens. Am 4. Juli 1952. also genau am 46. Jahrestag seiner Priesterweihe
, ging der Siebzigjährige heim in die Ewigkeit. Er hatte verfügt, in der Grabstätte seiner
Eltern in seinem geliebten Wehr beigesetzt zu werden. Seine Landsleute aus nah und fern
gaben dem Ehrenbürger von Wehr, der bei ihrer Erhebung zur Stadt das Festreferat gehalten
hatte, am 8. Juli 1952 ein großes Trauergeleit. Der Bürgermeister und der Stadtpfarrer von
Wehr brachten bewegt die Empfindungen zum Ausdruck, welche die ganze Stadt erfüllten.
Die Universität war durch den Rektor, die Dekane und die ganze Theologische Fakultät
vertreten. Die Kirche wurde repräsentiert durch den Päpstlichen Protonotar. Domkapitular
Dr. Reinhard und den bereits zum Weihbischof von Freiburg ausersehenen Dekan Karl
Gnädinger von Schopfheim. Die Abschiedspredigt (A. Deissler) stand unter dem vom
Dahingeschiedenen so geliebten Psalmwort "Mag Leib und Herz mir schwinden. Gott ist der
Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig" (Ps 73.25).

V. "Was vergangen, kehrt nicht wieder. Ging es aber leuchtend nieder,
leuchtet's lange noch zurück."

Dieses Dichterwort gilt auch für Arthur Allgeier, den großen Sohn der Stadt Wehr. Was
er als Gelehrter. Lehrer und Forscher war und was er wirkte, ist bei den meisten, die ihn noch
gekannt haben, unvergessen. Für unsere umtriebige und schnellebige Epoche sollte und wollte
diese Skizze den Entschwundenen der Gefahr des Vergessenwerdens entreißen. Freilich fehlen
an diesem Bild noch die Züge und Farben, die den Menschen Arthur Allgeier kennzeichneten.
Sie gehören auch zu dem. was "lange zurückleuchtet".

Von Hause aus war er das. was man einen typischen Alemannen zu nennen pflegt. Er war
und blieb sehr nach innen gekehrt und darum karg in der persönlichen Selbstmitteilung. Was
in ihm innerlich vorging, vertraute er seinen über Jahrzehnte geführten Tagebüchern an. In
ihnen begegnet uns ein Mensch von großer Sensibilität und Ehrlichkeit zugleich. Seinen
äußeren Erfolgen entsprach eine bemerkenswerte innere und äußere Bescheidenheit. Auch
als er von der Kirche zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt (1937) und zum Konsultor der
Päpstlichen Bibelkommission bestellt wurde (1941). kamen keine stolzen Gedanken über
ihn. wiewohl seinem Selbstbewußtsein diese Anerkennung natürlich auch willkommen war.
Alles Prätentiöse blieb ihm aber fremd.

Wie an sich selbst, so stellte Arthur Allgeier auch an seine Schüler hohe Anforderungen:
Fleiß. Akribie, methodologisch sauberes Arbeiten. Sinn und Aufgeschlossenheit für die
Dimension der Geschichtlichkeit aller Phänomene. Zugleich wußte er um die Begrenztheit
allen menschlichen Erkennens. besonders auf dem Feld der Historie und Exegese. Diese
gesunde Skepsis teilt er mit seinem biblischen Lieblingsautor Kohelet. Sie ermöglichte ihm
auch eine Großherzigkeit, die im professoralen Milieu eher selten ist. Niemals hörte man von
ihm in den Examina die Frage: "Wie habe ich in der Vorlesung gesagt?" Selbst wenn der
Examinand eine Meinung vertrat, die von der seinen abwich, gab es keine Verurteilung,
sondern Anerkennung, sofern nur die vertretene These argumentativ begründet wurde.

Als er mich eines Tages -ich war damals Repetitor für Dogmatik am Collegium
Borromaeum in Freiburg- fragte, ob ich mich nicht für seinen Lehrbereich habilitieren wolle,
zögerte ich mit der Antwort. Da kam er mir zur Hilfe mit der für mich unvergeßlichen
Bemerkung: "Ich weiß, daß Sie anders als ich das Gebiet des Alten Testamentes beackern

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