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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 77
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0079
für Schopffen uff'.9,) Am 21. November 1445 riß ein auf dem hochgehenden Rhein treibender
Baum die Basler Schiffsmühk aus ihrer Verankerung, so daß das Schiff mitsamt der Mühle
rheinabwärts getrieben wurde und bei Markt zerschellte.94' Am 4. August richtete ein Unwetter
nicht nur in Basel großen Schaden an: ihm fielen zwischen Otlingen und der Wiese über 300
herrliche Bäume zum Opfer."5 Im Winter 1462 war der Rhein wiederum an manchen Stellen
zugefroren, so daß die Schiffsmühlen lahmgelegt waren und die Bewohner zu Breisach.
Neuenburg und Umgebung ihr Korn in Freiburg mahlen ließen, diejenigen in der Gegend des
Sausenhart in Weil.96' Am 17. Juni 1475 zerstörte ein Hagelwetter, das von Basel über Riehen
und Inzlingen hinwegzog, alles Saat-und Rebland.97'

Zwischen dem Martinstag (11. November) 1475 und Mariä Lichtmeß (2. Februar) 1476
herrschte häufig Frost und Kälte. Wie Münsterkaplan Knebel von einigen Priestern gehört
haben will, hatte der Rhein damals einen derart niederen Wasserstand, daß ein Bauer von
Kirchen mit einem Wagen hindurchfuhr, diesen in der Elsässer Hard mit Holz belud und
alsdann auf dem gleichen Weg wieder zurückkehrte.98' Im Februar 1491 fiel ein großer
Schnee, so daß sich die Leute das Vergnügen leisteten, auf der zugefrorenen Wiese mit
Pferdeschlitten aneinander vorbeizufahren.99'

Am 22. April 1494 ließ ein Reif alle Reben und Kirschblüten in der Gegend "umendum"
erfrieren: "Und bleib nüt um die stat und im ban, Wü, Haltingen, überall". Die Folge war eine
enorme Verteuerung des Weins. Galt der Saum vor dem Frost einen Schilling, so zahlte man
hinterher zwischen 23 und 30 Schillinge.100'

Vielleicht waren es gerade solche Mißjahre, welche dazu Anlaß gaben, daß der eine oder
andere Weinproduzent der Versuchung nicht widerstehen konnte, seinem Wein durch
unerlaubte Praktiken etwas nachzuhelfen. Von einem eigentlichen Weinskandal, den sich
einige Markgräfler Bauern zuschulden kommen ließen, berichtet der unbekannte Chronist
in der Chronik des Fridolin Ryff.101' Danach boten am 18. November 1574 etliche Bauern aus
der badischen Nachbarschaft verfälschten Wein auf dem Basler Markt zum Verkauf an:
"Derselbig win oder mehr gumpest (eig. Sauerkraut, verächtlich für sauren Wein) was so arg,
also das min h(erren) verbotten. den ze verkauften. Ward auch endlichen erkandt. das man
den fassen die boden usstossen und das tranck (Getränk) uff die erden usschitten solle,
welches uff vorgesagten tag an einem donstag in bysin (Beisein) der buren und anderen
geschechen. Indem nun die fas geöffnet und das tranck darusz komen. fandt man schlechen.
erbslen etc. in den fassen lügen. Der fassen waren 9. welche by 18 saum (1 Saum = 137 - 150
1) hielten." Die fehlbaren Bauern wurden nachmals von ihrer eigenen Obrigkeit wegen
Betrugs streng bestraft.

Naturgewalten wie Gewitter oder Stürme konnten auch Brände auslösen, denen oft ganze
Ortsteile zum Opfer fielen. So wurde der Brand von Schopfheim in der Nacht auf den
Katharinentag (25. November) des Jahres 1412 durch einen ungewöhnlichen Sturm verursacht
. Die Folgen waren verheerend: 22 ansehnliche Häuser, die markgräfliche Küche. Ställe
und Scheunen, die Mühle, zwei Häuser im Stadtgraben, die Badstube, drei Gerbereien sowie
das Waschhaus wurden ein Raub der Flammen, und als man glaubte, das Feuer endlich
gelöscht zu haben, verbrannten vier Tage später nochmals gegen sieben Häuser.102'

Auch menschliche Abirrungen wie Raub, Mord und Totschlag vermochten von jeher das
Interesse der Chronisten zu wecken. Appenwiler berichtet von einem Bösewicht, der am 22.
April 1422 in Basel verbrannt wird: er hatte in Egringen ein Haus angezündet und damit den
Tod von drei Kindern und eines altersschwachen Mannes, die er in der Stube eingeschlossen
hatte, wissentlich verschuldet.103'

Der bischöfliche Vogt Georg von Venningen, der sich Unterschlagungen in der Höhe von
über 800 Gulden hatte zuschulden kommen lassen, floh am 22. Mai 1475 aus Basel nach
Weil, wo er das Geld dem donigen Pfarrer in Obhut gab, und weiter durch Wald und Busch

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