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erreichte.1"' Der Brief stellt ein schönes Zeugnis dar für die engen Beziehungen, die sich
durch diesen entscheidenden Schritt des Markgrafen auf kirchlichem Gebiet zwischen Basel
und dem Markgräflerland anknüpften. Sie zeigten sich in erster Linie darin, daß der Fürst an
Basler oder wenigstens in Basel ausgebildeten Theologen interessiert war. die sich für die
nunmehr evangelisch gewordenen Markgräfler Gemeinden gewinnen ließen. Thomas Platter
erwähnt in dem genannten Schreiben vier solcher Fälle: Thomas Grynäus (1512 - 1564) sei
als Pfarrer für Rötteln vorgesehen: der aus Augsburg stammende und seit 1551 in Basel
wirkende Johannes Nisaeus (um 1527 - 1599) komme nach Schopfheim. Johann Heinrich
Pedionaeus (Kneblin) aus Riehen (1531 - 1582), der eine Zeitlang Thomas Platters
Tischgänger und Hilfslehrer war, nach Maulburg, schließlich "Schindlerus (?) auch etwan
hin etc.". Bei diesem Letztgenannten könnte es sich um Bartholomäus Schlindli handeln, der
als Sohn eines Basler Kummetsattlers mit Unterstützung Amerbachs und städtischer
Stipendien 1556 den Magistertitel erwarb und von 1557 - 1561 Pfarrer in Sulzburg war.
Als Felix nach abgeschlossenem Medizinstudium wieder nach Basel zurückgekehrt war.
ritt er im Mai 1557 nach Rötteln hinaus, um Landschreiber Dr. Gebwiler und seine Ehefrau
aufzusuchen. Dort wurde ihm ein herzlicher Empfang zuteil. Frau Gebwiler kam bei dieser
Gelegenheit auf die unlängst erfolgte Glaubensänderung zu sprechen und vertraute dem
jungen Arzt an, daß sie sich mit der Neuerung noch nicht so recht abfinden könne: "ist doch
zletzt christelich sampt irem herren (Gatten) zuo Lörach verscheiden".138'
Die späteren Beziehungen Felix Platters zur badischen Nachbarschaft stehen vorwiegend
im Zeichen seiner Tätigkeit als Arzt. Im Elsaß und im Gebiet der Eidgenossenschaft hatte
der erfahrene Arzt zahlreiche Patienten, besonders aber in der Markgrafschaft, ja sogar
darüber hinaus. So kam es, daß Platter oft tagelang von Basel abwesend war, wenn er zu
seinen auswärtigen Patienten ritt. Von den Ortschaften der näheren Umgebung Basels, die
Platter seit 1560 wiederholt aufsucht, nennt das Tagebuch hauptsächlich Grenzach, Inzlin-
gen, Lörrach, Rötteln. Hauingen. Steinen. Weil. Otlingen (gemeint ist das Schlößlein beim
heutigen Friedlingen). Binzen. Markt. Fischingen. Liel und Rheinweiler. Bereits zur weiteren
Umgebung zählen Beuggen, Schwörstadt. Säckingen. Schopfheim. Auggen, Neuenburg.
Müllheim. Badenweiler. Sulzburg und Freiburg.U9>
Patienten, die es sich leisten konnten, die Dienste eines so begehrten Arztes in Anspruch
zu nehmen, gehörten in der Regel den gehobenen Ständen an. In Grenzach behandelte er
Hannibal von Bärenfels sowie dessen Gattin Judith von Eptingen;140' in Binzen war es Platters
einstiger Jugendfreund Johann Albrecht Gebwiler. der Sohn des Landschreibers von
Rötteln.141' In Rötteln selbst nahm er sich des unglücklichen ehemaligen Burgvogts Ulrich
Mülner an. "so mir altzyt treuwt (gedroht) hat. do ich zuo Rötelen anno 51 gewont und in die
gerten (Gärten) gieng, hemoch meiner fro wardt und um verzichtung batt, alsz er in der
krancheit meiner bedorft" 142). Zu seinen Röttelner Patienten gehörte auch ein nicht näher
bekannter Burgvogt namens Entringer14' sowie Landvogt Johann Albrecht von Anweil,
Abkömmling eines Thurgauer Adelsgeschlechts.144' 1564 ritt er mehrfach nach Binzen zu
Burgvogt Werner Wagner, der damals sehr krank war, "starb entlich noch gar jung, verliesze
viel kinder und ein grosz gutt".145)
Es fällt auf. daß viele dieser Patienten untereinander verwandt waren. Dies gilt auch für
Platters Jugendfreund Peter Horauf, den er in Lörrach betreut und von dem wir wissen, daß
er in einem nicht näher bekannten verwandtschaftlichen Verhältnis zur Familie Gebwiler
stand. Es trifft aber vor allem auch für die weitverzweigten Adelsfamilien der Umgebung
Basels zu; so waren mehrere Angehörige der rings um Basel begüterten Familie
Reich von Reichenstein Platters Patienten, darunter Junker Hans Georg Reich, den er 1565
und 1566 wiederholt in Inzlingen besucht.146' Dem weniger bekannten Marx Reich, den er im
Sommer 1565 in seinem elsässischen Sitz Biedertal und wenige Tage später auf der
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