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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 89
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0091
Landskron aufgesucht hatte, begegnete er am 22. und 23. September in Badenweiler, wo
Reich möglicherweise auf Platters Empfehlung zur Kur weilte. Warum sich Platter Mitte
November vier Tage in Neuenburg bei Marx Reich aufhielt, geht aus dem Tagebuch nicht
deutlich hervor. Sollte die Bemerkung. Reich habe "sein köchin kleglich tractiert". etwa so
zu interpretieren sein, daß in diesem Fall nicht der Junker, sondern die Köchin ärztlich
behandelt werden mußte? Hans Thüring Reich, ein Bruder Hans Georgs, war wohl nicht mehr
Platters Patient, da er bereits 1561 nicht mehr am Leben war. bestimmt aber seine Witwe
Margareta Stör von Störenberg, von der das Tagebuch aussagt, sie habe in zweiter Ehe den
Angehörigen einer Ulmer Patrizierfamilie Kraft von Dellmensingen geheiratet, der jedoch
ebenfalls bald gestorben sei. Mit ihrer Tochter sei sie darauf "in wehrender pest" nach Steinen
geflüchtet, wo die beiden in einem Gasthaus gelebt hätten. Platter ritt am 1. November 1563
zu ihnen nach Steinen. Die Tochter erlag der Pest: die Mutter starb bald darauf. Wer sich unter
der Schwester "des anderen Kraft" verbirgt, "eine von Dellmensingen", die mit dem
Burgvogt von Rötteln verheiratet gewesen sei, läßt sich kaum mehr ermitteln. Platter ritt am
13. Dezember zu ihr nach Steinen "in daz schlöszlin", umsonst, sie starb kläglich an
Gebärmutterkrebs.1471

Zu Platters vornehmen Patienten gehörte auch Ludwig von Reischach, ehemaliger Komtur
von Beuggen: dessen zweite Gemahlin war die Witwe des Junkers Jakob von Bärenfels.
Wegen seines Übertritts zum evangelischen Glauben hatte er Beuggen verlassen müssen; er
wurde Basler Bürger und erwarb die noch heute nach ihm benannte Liegenschaft auf dem
Münsterplatz, den Reischacher Hof. wo er 1564 starb.148' Wer ist nun aber "der alt
Habspurger. so zuo Miilen gewohnet"? Diese dunkle Angabe wird nur wenig erhellt durch
Platters Aussage, er sei 1566 "gehn Milen (Müllheim) zu dem von Habspurg" geritten: "hatte
viel ritt zu ihme gethan: wäre desz margckrafen ambtmann; auch zu seiner frouwen, war eine
von Rottin: letstlich ist sie zu Basell gestorben". Bei diesem vornehmen Patienten handelt
es sich keineswegs um einen Habsburger, sondern um Hans Hartmann von Habsberg.
Oberamtmann der Herrschaft Badenweiler, und um seine Gattin Glodina Rot. die im
badischen Müllheim ansässig waren.149'

Johann Jakob von Schönau in Schwörstadt, der im Februar 1562 Platters Hilfe in Anspruch
nahm, war sowohl durch seine Mutter wie auch durch seine Gemahlin mit den Reischach
verwandt. Der Junker litt an Hautkrebs und starb bald daran. Platter betreute nachmals seine
Witwe Anna von Reischach.150'

In Weil war Johann Jakob Reuttner seit 1561 Platters Patient. Durch seine Gattin
Kunigunde, eine Tochter Ludwigs von Reischach und der Katharina von Königsbach, der
sog. Naglerin. Witwe des Jakob von Bärenfels, ist somit auch dieser Patient mit bedeutenden
Adelsfamilien der Region versippt.1511

In Liel war es Hans Diebold von Baden, der im September 1565 Platter zu seiner kranken
Frau rief.152' Schon früher, im Juni des gleichen Jahres, war er nach Sulzburg zu einem
Schwager von Markgraf Ernst geritten. Es scheint sich um einen Bruder der dritten Gemahlin
des Markgrafen gehandelt zu haben, der Anna Bombastin von Hohenheim, aus jener
schwäbischen Adelsfamilie also, der auch Paracelsus entstammte.153'

Platters 'Tagebuch' reicht nicht über 1567 hinaus, so daß wir über die weitere Entwicklung
seiner Tätigkeit als Hausarzt der Oberschicht in der Region nicht mehr orientiert sind. Es
haben sich jedoch in seinem Nachlaß noch einige Kapitel gefunden, die über dieses Datum
hinausreichen. In unserem Zusammenhang interessant sind die beiden Hofreisen, an denen
Platter als Gast und Begleiter von Markgraf Georg Friedrich (* 1573,1T638) teilnahm. 1596
zur Taufe des Prinzen August von Württemberg nach Stuttgart und 1598 nach Hechingen zur
Hochzeit des Grafen Johann Georg von Hohenzollem. Mit der Beschreibung dieser beiden
Ereignisse wollen wir unsere Betrachtungen schließen.1-"14'

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