Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 121
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0123
Im Jahre 1935 stieß man beim Steinegraben an anderer Stelle auf eine Kulturschicht, die
70 cm stark war. Die Scherben- und Steinartefaktfunde erlaubten hier jedoch keine
stratigraphische Differenzierung der schon genannten Kulturen. KRAFT fand bei seiner
Untersuchung eine künstlich angelegte Terrasse von 8 Metern Ausdehnung mit einer
Feuerstelle sowie ein Pfostenloch.

Ungefähr in der Mitte des Bergrückens wird an verengter Stelle das flachere Südplateau
durch einen Wall und Graben vom deutlich schmaleren Nordsporn abgeteilt. Schon KRAFT
hatte diesen kurzen Abschnittswall untersucht. Unter dem Eindruck einer seinerzeit gerade
auch von ihm selbst favorisierten Fliehburg-Theorie wurde diese Befestigung als frühmittelalterliche
Fliehburg wohl der Zeit der Ungarneinfälle zugewiesen. Ein Refugium und Zufluchtsort
der Stadt Basel auf dem "Grenzacher Horn", wo eine urgeschichtliche Anlage im
8. bis 10. Jahrhundert n.Chr. durch einen mächtigen Wall ergänzt und zeitgemäß ausgebaut
wurde, war wesentlicher Rückhalt zu dieser Erklärung unbestimmbarer Bergbefestigungen.
Solche Flucht- und Schutzanlagen aus dem Mittelalter fallen häufig durch ihre Armut an
zeitgleichem Fundgut auf. Ganz im Gegensatz zu den Schutzwällen der Umenfelderkultur
und den Ringwallanlagen der Keltenzeit waren die Erdwerke der Jungsteinzeit damals noch
zu wenig bekannt. Auch bei den neolithischen Wohnplätzen der silexführenden "Dicken-
bännli-Gruppe" gibt es Höhensiedlungen, die von Wällen geschützt und umgeben waren.

Für manche dieser oft relativ flachen Anlagen ist jetzt in den letzten Jahren zunehmend
eine Viehpferch-Theorie für den vermuteten Verwendungszweck postuliert worden. Das
Gelände auf dem "Hagschutz" wurde früher und bis in unser Jahrhundert hinein als
Viehweide genutzt.3' Mit ein paar Stangen wäre hier jedoch, wenn überhaupt nötig, die
Abgrenzung der Weide sicherer bewirkt worden. Er muß somit festgehalten werden, daß
Funktion und Datierung der "Hagschutz-Schanze" bis heute noch ungewiß sind. Der kleine
Wall kann vielfältig gedeutet werden, solange er nicht gründlich untersucht wird. In der
Literatur scheint er dann auch nicht mehr weiter erwähnt worden zu sein.

Nur kurze Vorberichte und Fundmeldungen wurden über diese Grabungen noch veröffentlicht
. Dann war es KRAFT nicht mehr möglich, eine ins Auge gefaßte Monographie über die
Ergebnisse der "Hagschutz"-Grabungen zu erarbeiten und herauszugeben. Zunächst wollte
er die Grabungen auf der Höhensiedlung "Hagschutz" fortsetzen und hatte deren Notwendigkeit
immer wieder betont. Es sollte nicht mehr dazu kommen: Prof. GEORG KRAFT starb
in Freiburg im Bombenhagel des 27. November 1944.

Nach dem Krieg versuchte W. KIMMIG (1948/50) in einer Arbeit "Zur Frage der Rössener
Kultur am südlichen Oberrhein" auch die verbliebenen Materialien. Funde und Aufzeichnungen
von KRAFT über den "Hagschutz" aufzuarbeiten. Die Funde waren durch mehrfaches
Umräumen offensichtlich in Unordnung geraten, und der Bestand an Notizen, der den
Krieg überdauert hatte, war bescheiden. KIMMIG kam mit dem noch Verbliebenen nicht
zurecht und konnte den Fundbestand nur noch ry pologisch ordnen. So resümierte er. daß die
"Hagschutz '-Grabungen einstweilen mit einem Fiasko geendet hätten.

Als 1958 RA. MAIER über die "Neufunde aus der Michelsberger Höhensiedlung bei
Munzingen. Lkrs. Freiburg i.Br." berichtete, hatte er auch auf mancherlei Faktoren hingewiesen
, die zeigen sollten, "wie unsicher die Beurteilung unseres 'oberrheinischen Michelsberg
' sein muß". Er zog ebenfalls Vergleiche zu den "Hagschutz"-Funden und hatte auf das
Vorhandensein frühbronzezeitlicher Elemente auch unter der Rössener und Michelsberger
"Hagschutz'-Keramik hingewiesen. Seine Fundkarte der "Michelsberger Erscheinungen"
am badischen Oberrhein erfaßt "älterbronzezeitliche Michelsberg-Elemente" und "älter-
bronzezeitliche Rössen-Elemente", und beide zusammen gerade auch für unseren "Hagschutz".
Es scheint, daß MAIER damals Zusammenhänge erkannt hat. die heute im hier Folgenden
ihre Bestätigung erfahren können.

121


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0123