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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 149
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0151
Die Aufstellung der Orgel dauerte nur wenig länger als eine Woche; vor Ort kann kaum
noch intoniert, allenfalls etwas nachgestimmt worden sein. Bereits Anfang Mai 1892. nach
dem Pfmgstfest. unterzog der Orgelbaucommissär Adolf Barner das Instrument einer
gründlichen Prüfung. In seinem Abnahmebericht heißt es ": "Das Orgelwerk verdient
hinsichtlich der Disposition, der prägnanten Charakteristik seiner Stimmen, der auf hoher
Kunststufe stehenden mechanischen Anlage. - mit Anwendung aller bewährten Spezialitäten
seiner Erbauer - als ein vorzüglich gelungenes Kunstwerk bezeichnet zu werden, welches das
solide u. verdienstvolle Streben der bewährten, schon 1770 gegründeten Firma H. Voit u.
Söhne in Durlach auf das Neue bestätigt u. den dem Orgelbau zu Grunde liegenden Vertrag
vom 1. März 1891 in allen Teilen auf das Gewissenhafteste erfüllt."

Die Freude an dem neuen Instrument war nicht von großer Dauer. Bereits ein Jahr nach
der Abnahme beklagten sich die beiden Organisten der Stadtkirche F.Rösch und Ph.Weiss:
"Abgesehen von verschiedenen Störungen durch Nachtönen einzelner Pfeifen bzw. Steckenbleiben
einzelner Tasten, wohl veranlaßt durch die etwas kompliziertere Mechanik der
Kollektivzüge, müssen wir hauptsächlich das höchstunangenehme Geräusch beklagen,
welches einzelne Bälge verursachen durch nachbrummen und sonstiges lästiges Poltern,
welchem Mißstande auch Herr Orgelstimmer Christ bei seinem am 8. März d J. vorgenommenen
Stimmen und Regulieren der Orgel nicht genügend abzuhelfen imstande war." Kurze
Zeit später folgt ein neuer, ausführlicherer Brief der beiden Organisten, in welchem sie
bemängeln, daß der "Hauptfehler" der Orgel "in der für eine solche vielfach zusammengesetzte
Mechanik zu gering bemessenen Stärke und Dauerhaftigkeit der einzelnen Teile"
liegeSl. Außerdem scheint das verhältnismäßig kleine Instrument der ungünstigen Akustik
des großen, verwinkelten Kirchenbaus nicht gewachsen gewesen zu sein.

III

So entstanden bald Pläne zu einer erheblichen Erweiterung und Modernisierung der noch
jungen Orgel. Der Basler Münsterorganist Adolf Hamm machte detaillierte Vorschläge, das
Werk durch ein drittes, in der Lautstärke schwellbares Manual und durch den Austausch von
"altmodischen" und "überflüssigen" Registern gegen neue, zeitgemäße, die er im einzelnen
auflistete, zu erweitem.

Kein geringerer als Hermann Poppen aus Heidelberg, der spätere Landeskirchenmusikdirektor
und Leiter des "Kirchenmusikalischen Instituts", gab in einem Brief vom 31. Oktober
1911 Schützenhilfe für die Vorschläge Hamms. Jedoch bat Poppen die Kirchengemeinde,
ihn nicht als Autorität zu zitieren 9l: "Die Hauptsache aber: die endgültige Entscheidung
darüber, was geschehen soll, liegt von Amts wegen bei Herrn Theodor Barner in Karlsruhe.
Ihrem Orgelbaukommissär, und der ist meines Wissens allen derartigen revolutionären
Dispositionsvorschlägen, wie ich sie Ihnen hier skizziert habe, und wie ich sie bei mir im
Unterland in neuerdings sehr zahlreichen Neu- und Umbauten stramm durchführe zur Freude
aller 'Musiker', und neuerdings sogar auch der der Orgelbauer, grundsätzlich abgeneigt. Und
Sie werden verstehen, daß es mir lieb sein muß. wenn der Anschein vermieden wird, als ob
mich der Eifer triebe, ihm sein Wirken im Oberland zu korrigieren, so gut ich mich für seine
Einmischung in meine Unterländer Geschäfte bedanken würde, da unsere Meinungen eben
sehr empfmdüch auseinander gehen. Deshalb möchte ich Sie bitten, daß Sie. wenn Sie auf
ihn einwirken wollen, das möglichst mit außerbadisehen Autoritäten tun, oder wenn es nicht
anders zu vermeiden ist. dann mindestens mich als Privatperson aufmarschieren lassen und
allen Amtscharakter vermeiden."

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