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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 32
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0034
Druck und Verkauf sämtlicher baden-durlach'schen Kirchen- und Schulbücher sowie des
lutherischen Kalenders verlieh. Dieser Kalender wurde aber wegen seiner unattraktiven
Aufmachung bald nicht mehr gekauft. Die Verfügung des Fürstlichen Geheimrats, daß jeder
Haushalt ein Exemplar zu kaufen habe, erregte nur den Unwillen der Bevölkerung. Schließlich
wurde 1802 ein fünfköpfiges Redaktionskollegium eingesetzt, dem auch Hebel angehörte,
aber: "viele Köche versalzen den Brei". Und der Curfürstlich badische gnädigst privilegierte
Landkalender für die badische Markgrafschaft lutherischen Anteils ging weiter zurück.

Am 18. Februar 1806 sandte Hebel ein "Unabgefordertes Gutachten über eine vorteilhaftere
Einrichtung des Calenders" ein, worin er einen "einladenderen" Namen, größere Sorgfalt beim
Druck. Wiedereinführung der roten Farbe, der astrologischen Praktika und des Aderlaßmännleins.
Erweiterung des Textteils. Gleichförmigkeit im Arrangement, frühzeitige Auslieferung forderte
und vor allem die Übertragung der Redaktion an einen einzigen Bearbeiter auf dem Lande.

Am 14. Januar 1807 beschloß das Konsistorium. Hebels Forderungen zu genehmigen und
die Redaktion dem Kirchenrat Hebel, der nicht allein alle hierzu erforderlichen Kenntnisse,
sondern auch und insbesondere die seltene Gabe, das Volk auf eine angenehme und faßliche
Art zu belehren, in einem vorzüglichen Grade besitzt, gegen ein jetzt sogleich auf 11 Gulden
per Bogen zu setzendes und nach dem Ertrag dieser Unternehmung künftig etwa zu erhöhendes
Honorarium zu übertragen. Und diese Entscheidung sollte sich als richtig erweisen. Mit dem
"Rheinländischen Hausfreund" war bald ein einladender Titel gefunden, der bei den Lesern aus
allen Bevölkerungsschichten großen Beifall fand. Der Erfolg des volkstümlichen Kalenders
ließ die Auflage zeitweise bis auf 50.000 Exemplare ansteigen.

Jahr für Jahr steuerte Hebel selbst gegen dreißig Geschichten und Abhandlungen bei, und alle
waren sorgfältig ausgearbeitet.

"Ich habe mich vom ersten Augenblick an nicht begnügt den Calender zu redigieren und in
Parallele mit anderen großentheils durch kahle Auszüge aus Zeitungen. Anekdotenbüchern
und wässerigen Volksschriften anzufüllen. Ich habe noch jeden Articel selber bearbeitet und
dieser Arbeit die nehmliche Zeit, den Fleiß und die Stunden der besten Laune gewidmet, die
ich irgend einem Werk auf eigenen Namen und eigene Rechnung hätte widmen können, und
so leicht alles hingegoßen scheint, so gehört bekanntlich viel mehr dazu etwas zu schreiben,
dem man die Kunst und den Fleiß nicht ansieht, als etwas, dem man sie ansieht", hat Hebel dem
Kirchenrat Theodor Friedrich Volz in einem Brief gestanden83'.

Als im Kalender für das Jahr 1815 auf behördliche Anordnung die von gewissen katholischen
Kreisen als anstößig empfundene Geschichte "Der fromme Rat" eliminiert wurde, war Hebel
so verärgert, daß er für 1816 nur noch zwei eigene Stücke. 1817 keines und 1818 nur ein
einziges beisteuerte. Erst der Kalender für das Jahr 1819 enthielt wieder vierundzwanzig
Beiträge, die Hebel allerdings ursprünglich für einen anderen Kalender, der aber nicht
erschienen ist, geschrieben hatte.

Bereits 1809 war der berühmte Klassiker-Verleger Johann Friedrich Freiherr Cotta von
Cottendorf durch den Kalender des Vorjahres auf Hebels Erzählbegabung aufmerksam
geworden und mit der Bitte an ihn herangetreten, für das "Stuttgarter Morgenblatt" zu
schreiben, aber Hebel wollte sich dazu nicht verpflichten.

Cottas Vorschlag aber, "die interessantesten Artikel des Hausfreundes" in einem "Schatzkästlein
" zu versammeln, nahm er gerne an. Und so erschien acht Jahre nach den "Allemannischen
Gedichten" das "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes". 1814 wird Hebel in
die Ministerialsektion berufen, welche die Anstellung und Versetzung der Pfarrer sowie
Visitationen vornimmt. Er tritt vom Amt als Direktor zurück, unterrichtet aber wöchentlich 17
Stunden. Zwei Jahre später wird Johann Peter Hebel zum Prälaten (Bischof) der Evangelischen
Landeskirche ernannt. Hebels Wirken im politischen Bereich bedarf jedoch noch genauerer
Erforschung. Als Mitglied der Ersten Badischen Kammer (heute Landtag) fand er sich plötzlich

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