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Pestalozzis und Chr. H. Zellers Wirkung auf die Nachwelt
Erstaunlich scheint zunächst das große Echo zu sein, das Pestalozzi im 19. und 20.
Jahrhundert fand.
Im Institut von Yverdon, das von 1804 bis 1825 bestand, lebten zeitweise 160 Schüler und
50 Lehrer, und Besucher aus vielen europäischen Staaten kamen nach Yverdon. Pestalozzis
Ruhm drang über die Grenzen der Schweiz hinaus: er wurde sogar zum Ehrenbürger Frankreichs
ernannt und in Basel vom russischen Zaren begrüßt. Auch der Preußische Staat sandte
zwischen 1808 und 1816 zwei Gruppen von "Eleven" zu Pestalozzi, die seine Methode
studieren sollten und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts an vielen Orten in Preußen als Lehrer
oder Seminardirektoren wirkten.
Aber mehr noch als durch die Praxis hat Pestalozzi mit seinen Schriften auf die Nachwelt
gewirkt: seine Worte drangen ins Herz. er. der große Idealist, konnte die Menschen rühren und
zum erzieherischen Wirken begeistern.
Philosophische Unklarheiten haben Pestalozzis Ausstrahlung nicht gestört, eher gefördert:
man liebte Pestalozzi - ohne ihn intellektuell vollständig zu verstehen.
Zeller dagegen war der praktische Schulmann, der 40 Jahre lang sein Institut in Beuggen
leitete, es dann auf Söhne und Enkel vererbte, bis es 1937 Pfarrer Friedrich Kraft übernahm,
der 1970 starb.
Erst 1980 wurde das Erziehungsinstitut Beuggen geschlossen. Bis dahin blieb es dem Geist
der christlichen Nächstenliebe verbunden, in dem es gegründet worden war.
Anmerkungen
1) Friedrich Legrand. Fabrikant aus Steintal (Elsaß). Bruder von Wilhelm Legrand. Pfarrer in
Oltingen. der mit der Aufsicht über die Beuggener Anstalt betraut war. Vgl. Joh. Heinrich
Pestalozzi. Sämtliche Briefe. B.13, Zürich 1971, S. 532: Konrad Zeller. Christian Heinrich Zeller
und Heinrich Pestalozzi, in: Hans Katz (Hg.). Das Herz an der Angel. 150 Jahre Kinderheim
Beuggen, 1970
2) Eugen Zeller, Aus 7 Jahrhunderten der Geschichte Beuggens. Wernigerode 1921, S. 199
3) Joh. Heinrich Pestalozzi. Sämtliche Werke (Kritische Ausgabe). B.25. Zürich 1974, S. 455
4) Christian Heinrich Zeller. Bericht über die gegenwärtige Einrichtung und Verfassung der
freiwilligen Armen- und Schullehrer-Anstalt in Beuggen. Basel 1833, S.22
5) Christian Heinrich Zeller. Lehren der Erfahrung für christliche Land- und Armen-Schullehrer,
Basel 1827-28. S. 130
6) M. Sehringer. Geschichte des Deutschordensschlosses Beuggen. in: Evangelische Tagungs- und
Begegnungsstätte Schloß Beuggen. München-Zürich 1990. S. 10
7) Joh. Heinrich Pestalozzi. Die Abendstunde eines Einsiedlers (1780) in: Pestalozzi. Grundlehren
über Mensch. Staat. Erziehung, hrsg. von Hans Barth. Kröner B. 253. Stuttgart 1956, S. 18
8) Joh. Heinrich Pestalozzi. Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung
des Menschengeschlechts (1797). a.a.O. Anm. 7, S. 170 ff.
9) Joh. Heinrich Pestalozzi, Rede an mein Haus (1809), a.a.O. Anm. 7, S. 373
10) Christian Heinrich Zeller. a.a.O. Anm. 5, S. 41
11) a.a.O. Anm. 5, S. 36
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