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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 117
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0119
Nach Jahren kunstreicher Arbeit als Prototyp des Erfinders packt den Altgewordenen das
Heimweh nach seiner Vaterstadt Athen, die sein im Exil geborener Sohn Ikaros noch nie
gesehen hatte.

Die ausführlichste Darstellung der Daidalos-Ikaros-Sage verdanken wir dem römischen
Dichter P. Ovidius Naso (Ovid), der von 43 v.Chr. bis 18 n.Chr., etwa zur Zeit des Kaisers
Augustus. lebte. Gleich in zwei berühmten Werken hat er diesen Mythos verarbeitet: in der "Ars
amatoria" (Liebeskunst) und in den noch bekannteren "Metamorphosen" (Verwandlungen). In
der "Liebeskunst" veranlaßt der nicht zu bändigende, geflügelte Liebesgott Amor den Dichter
zu einem Vergleich mit dem Freiheitsdrang des Daidalos. in den "Metamorphosen" stellt die
Verwandlung des ermordeten Neffen in ein Rebhuhn die Verbindung zum Daidalos-Mythos
her. Im 8. Buch der "Metamorphosen" beginnt Ovid mit der Schilderung der Flucht aus
kretischem Exil (V.185 - 189):

"Daedalus war inzwischen Kretas und der langen Verbannung überdrüssig, die Liebe zur
Heimat rührte ihn an: doch war er vom Meer umschlossen. 'Mag Minos Land und Wasser',
sprach er. 'versperren, so steht doch gewiß der Himmel offen; wir werden diesen Weg nehmen.
Mag er auch alles besitzen, die Luft besitzt Minos nicht.' Sprach's und entsendet seinen Geist
in das Reich unbekannter Künste und schafft eine neue Natur."

naturam novat" - "er schafft eine neue Natur": ein faszinierender, die Phantasie des
Menschen zu allen Zeiten "beflügelnder" Gedanke, das Naturgesetz zu revolutionieren und
endlich den Traum vom Fliegen in die Wirklichkeit umzusetzen. In der Sage macht sich
Daidalos unverzüglich ans Werk, verfertigt für sich und seinen Sohn Flügel aus Federn und
Wachs und unterweist den jungen Ikaros in der Flugtechnik (Met. V.203 - 208):

Abb. 5: Dädalus legt Ikarus die Flügel an.
Marmorstatue von Antonio Canova
(1757-1822).

Das Foto gibt nur einen Ausschnitt der
Statue w ieder.

"Er belehrt auch den Sohn und sagt: 'Daß du die mittlere Bahn einhältst, Ikarus, ermahne ich
dich, damit nicht, wenn du tiefer fliegst, das Wasser die Flügel schwer macht, und wenn du
höher steigst, das Feuer daran zehrt. Halte dich in der Mitte!... von mir laß dich führen, wenn
du deinen Weg nimmst!"

und ergänzend noch in der Ars amatoria II. V. 64:

"... und in welche Richtung der Luftstrom dich trägt, richte die Segel danach!"

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