http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0131
Da der aus Pfaffenberg bei Zell stammende, aber später Schweizer gewordene Franz Joseph
Dietschy auf Gemarkung Wyhlen Land erwerben wollte, kam es zu Auseinandersetzungen mit
dem dortigen Gemeinderat. Dieser wandte sich nämlich gegen den Kauf von Wiesen und
Äckern durch einen Ausländer und bat die großherzogliche Regierung um ein diesbezügliches
Verbot. Dieses erfolgte dann mit Erlaß vom 17. Mai 1842. worin das großherzogliche
Ministerium des Innern Franz Joseph Dietschy jeglichen Liegenschaftserwerb auf der Gemarkung
Wyhlen "gänzlich" untersagte l8).
Nach dem Tode Dietschys am 26. August 1842 übernahm sein Sohn Michael Alois
(1810-58) den Markhof. Dieser versuchte 1851. das Kaufverbot zu umgehen, indem er seinen
Schaffner Joseph Säger (auch "Seeger" geschrieben) 1 Juchart Acker und 2 Viertel Wald auf
Gemarkung Wyhlen erwerben ließ und diese ihm dann wieder abkaufte. Darüber schreibt die
Gemeinde Wyhlen am 19. Juni 1851 wie folgt an das Großherzogliche Bezirksamt Lörrach:
"Hier kommt die Arglistigkeit an den Tag. weil H. Dietschin nicht mehr kaufen durfte, so
mußte sein Schafner auf seinen Namen kaufen, damit der Gutsbesitzer vom Markhof wie es
hier vorkomt an sich reisen kann, um seinen Hof zu vergrößern".
Mit Schreiben vom 24. Juli 1851 untersagte dann das Großherzogliche Ministerium des
Innern den Erwerb der Liegenschaften auf der Gemarkung Wyhlen. doch Alois Dietschy legte
eine Rekursbeschwerde ein. Daraufhin richtete der Gemeinderat v on Wyhlen am 24. September
1852 ein Schreiben an das Großherzogliche Wohllöbliche Bezirksamt Lörrach, worin eine
große Fremdenfeindlichkeit zum Ausdruck kommt. Darin wird ausgeführt, daß Dietschy ein
"geschlossenes Hofgut" wolle. Doch dies hätten die Wyhlener auch nicht und zahlten doch die
gleichen Staats- und Gemeindeabgaben wie die Ausländer "und werden bei Krieg und
gedrängten Zeiten mehr in Anspruch genommen, als die rev olutionären Schweitzer, welche im
Großherzogthum Baden Liegenschaften besitzen. Der Vater einer Famillie erzieht seinen Sohn
bis er 20 Jahre alt ist. dan giebt er ihn dem Staate als Soldat, welcher seine Königliche Hoheit
der Großherzog auf jede Anordnung Hilfe leistet, dann hat der Vater seine Aushilf verloren, und
doch freut es ihn. wann er dem Staate der Unterstüzung und Aufrechthaltung der weisen hohen
badischen Gesetze im 20ten Jahre seinen Sohn geben kan".
Auf den Hinweis Dietschys in seiner Rekursbeschwerde, daß die Gemeinden an der
Schweizer Grenze Geld v on Schweizer Herren entlehnen, antworten die Gemeinderäte, daß
dies wohl wahr sein möge, doch das gäbe den "reichen republikanischen Schweitzern" nicht das
Recht, mehr Vorrechte zu genießen. Die konserv ativen Wyhlener Gemeinderäte versuchen
dann noch, die Sache für sich zu entscheiden, indem sie auf die Hilfe hinweisen, welche die
Schweiz während der Rev olution v on 1848/49 den deutschen Republikanern gewährt hatte:
"Durch die Rev olution 1848. und 1849 hat das Großherzogthum Baden wohl einsehen können,
wie gut es republikanische Schweitzer mit dem Monarchischen Staate meinten ... Es ist dem
hohen Staate Baden genau bekannt, was der republikanische Schweitzerstaat 1848/49 für einen
Nutzen gebracht hat, sonst würde es hier von der Nachbars Gemeinde Wyhlen. aufgeführt
werden; was aber nicht mehr notwendig sein wird".
Dem Ersuchen des Gemeinderats, den Bittsteller mit seinem Gesuche abzuweisen, kam dann
das Großherzogliche Ministerium des Inneren mit Erlaß vom 10. Dezember 1852 nach.
Nach dem Tode Alois Dietschys im Jahre 1858 ging der Markhof an seine Witwe Catharina.
geb. Walz (1815-1887). über. In einem Teilungsvertrag vom 23.3.1878 wurden dann die
umfangreichen Besitzungen zwischen den beiden Töchtern Josephina und Marie aufgeteilt i9'.
Dabei erhielt die mit Martin Benziger v on Einsiedeln v erheiratete Josephina den Markhof und
übrigens auch das Haus Salmegg in Rheinfelden/Baden. Diese v erkaufte dann das Markhofgut
im Jahre 1907 an das 1879 gegründete St. Josefshaus Hertendas damit die Ernährung der
geistig behinderten Kinder auch in Krisenzeiten sicherstellen wollte.
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