Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 146
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0148
H.H. herausgebrachten 5 Hefte 'Liebeslieder' stellen eine Bearbeitung von Volksliedern' dar.
Und erst ca. 80 Jahre später (1911) gab sein Enkel H. Funck die 'Liebeslieder von unbekannten
Verfassern nach der Handschrift H. H.s' neu heraus. Der Nachlaß von H.H. befindet sich in der
Karlsruher Landesbibliothek.

Die Erstausgabe von 1829 ist ein schmales Heftchen (DIN 6-Format mit insgesamt 34 S.).
Insgesamt finden sich 10 Lieder, sie wurden chronologisch eingerückt (1808 - 1828). Die
Motivation des Ganzen steht auf der Rückseite des Titelblattes: "Und mir ist nichts aus jener
Zeit geblieben / Als nur dies Lied, mein Leiden und mein Lieben." 'Schulze' steht darunter: es
dürfte sich eindeutig um den Ernst Schulze, den Dichter der romantischen Erzählung Die
bezauberte Rose' handeln (erstmals 1818. eine Art Versepos, noch irgend im Geschmack
Wielands und mit spätromantischen Elementen durchsetzt, zu seinerzeit äußerst erfolgreich).
Und damit wäre das 'Fahrwasser' der H.H. sehen Gedichte bereits bestimmt. Die Überschriften
bestätigen es: u.a. 'Gruß der Sehnsucht / Der süße Traum / Elegie auf einen verlorenen Strauß'.
Doch dazwischen gibt es auch präzisere Themen, so etwa das 'Lied am Kayserstuhl' von 1814.
Aufschlußreich die dazugehörige Fußnote: "Im Jahre 1814 bei Rückkunft der Landwehr
gesungen. Den westlichen Theil des Kayserstuhls zieren die Ruinen des Schlosses Limburg,
wo am 1. May 1218 Rudolph von Habsburg geboren wurde." Es steht hier nicht zur Debatte,
die Herkunft der Habsburger und ihre verschiedenen Legenden zu verifizieren, sondern ein
Zeugnis neu zu entdecken. Es handelt sich um 7 jeweils vierzeilige schlichte Strophen: die aus
den Freiheitskriegen Heimgekehrten werden vom Dichter bzw. von der Heimat willkommen
geheißen. Das Pathos regiert, man fühlt sich unwillkürlich an einen schwächeren Körner usw.
erinnert. Allgemeinplätze wechseln mit Spezifischerem, so etwa: "Spiegle deiner Burgen /
Grüne Lockenpracht / Jubelnd in dem Rheine: / Weil um deine Weine / Goldne Freyheit lacht..."
- es ist bedauerlich, daß H.H. hier nicht aus der allgemeinen Rheinseligkeit und dem
Weinpatriotismus zu Exakterem vordringt. Ähnliches gilt für den Abschied von der Mainau'
( "Den 27. October 1822 ins Fremdenbuch geschrieben"): Die Verse sind überall und nirgends
angesiedelt, das Pathos überstimmt zwar nicht eine gewisse Vers- und Reimmelodik, doch die
Worte und erst recht die Bilder sind herkömmlich und allenfalls plakativ. Nicht anders verhält
es sich mit dem 'Lied am Ludwigstage' (zu Ehren des gleichnamigen badischen Großherzogs.
* 1763. seit 1818 Großherzog. 1 1830. der letzte Herrscher aus erster Ehe des Markgrafen, bzw.
Kurfürsten bzw. Großherzogs Carl Friedrich mit der Caroline Luise von Hessen-Darmstadt: es
gab sogar einen Sonderdruck' davon!), obschon dieser und jener Topos miteingeflochten
wurde (etwa 'Salems Friede / Land der Allemannen / Dreisam / Kayserstuhl / Oos und
Murg' - exakter u.a. "die zierdereiche Hauptstadt" oder "Mannheims holde Uferblume"!). Das
letzte Gedicht ist dann ein 'Lied am Sekularfeste Carl Friedrichs. Den 22. November 1828".
worin es u.a. heißt: "Des Jahrhunderts schönste Worte / Schmücken deine Ehrenpforte..." -
freilich. Carl Friedrich hat seine Verdienste als insgesamt vorbildlicher Fürst, doch darum
scheint es H.H. gar nicht in erster Linie gegangen zu sein, vielmehr zollt er - wie Dutzend andere
seinesgleichen - seinem Land und seinem Herrscher die übliche panegyrische Hymne.
»Allerorts gab und gibt es zu jeder Zeit die Gelegenheitslyriker, ebenso im Monarchistischen
wie im Sozialistischen. Daß sie über den Tag hinaus leben, ist dabei nicht selbstverständlich,
denn erst mußten sie ein Büchlein (und nicht nur lose Blätter) herausgebracht haben. Freilich
spielt das Berufsleben in die Karrieren und in die Erfolge solcher Lyriker, bzw. Auch-Dichter
mit herein. Der Beruf des Geistlichen oder auch des Lehrers rangiert dabei an erster Stelle. Doch
nicht die Aussagen faszinieren uns Nachgeborene, vielmehr sind es Stil und Diktion, die uns
Aufschlüsse über den Zeitgeist und auch über das Niveau der jeweiligen Künste und überhaupt
über die Aufnahme - in unserem Fall: solcher Ergüsse - geben. Ein Blick auf die Annalen bzw.
Parallelerscheinungen in zeitlicher, aber auch in regionaler Hinsicht belehrt uns zudem in
Sache Lokalkolorit und Lokalansprüche.

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