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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 162
(PDF, 31 MB)
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philologische Kriterien gesichert, während bei Lörrach auch ein germanischer Ortsname auf
-ach zugrundeliegen könnte. Mit Sicherheit auf keltisch-römische Wurzeln gehen auch die
Namen von Markt und Kleinkems zurück. Bei beiden letzteren zeigen andere Indizien wie
Gemarkungsverhältnisse, kirchliche Zusammengehörigkeit, Besitz und Sozialstruktur, daß es
sich hier keineswegs um den ältesten Bestand unserer Orte handelt, also keine Kontinuität zur
Antike vorliegt. Der Name Kerns ist von links des Rheines auf die erst im Hochmittelalter
entstandene Nachbarsiedlung übertragen worden, und Markt ist erst die späte Verwendung
eines Gewässernamens für eine Siedlung. Noch die späteren Gemarkungsverhältnisse zeigen
die Inbesitznahme des eigentlichen feuchten Bereichs der Rheinaue v on der rechten Rheinseite
her im Lauf des Früh- und Hochmittelalters. So verliefen die Gemarkungsgrenzen nicht in der
Flußmitte oder auf dem sogenannten Talweg, sondern viel weiter westlich an der Kante zum
großen Waldgebiet des elsässischen Hardtwaldes. Dieser ist auch die Ursache dafür, daß auf
der elsässischen Seite gar keine alten Siedlungen bestanden, von denen aus es eine Konkurrenz
zu den Ausdehnungsbestrebungen der Orte zwischen Huttingen und Haltingen gegeben haben
könnte.

Wir haben vorgegriffen. Im Markgräflerland und etwas weniger ausgeprägt auch auf dem
Dinkelberg hat sich in der Zeit um 500 das älteste, bis heute bestehende Netz von Dörfern
herausgebildet. Sie tragen Namen auf -ingen und -heim, wobei in diesem Bereich die Abgrenzung
der echten -ingen-Orte von den erst etwas späteren -inghofen (-ikon)-Orten nicht immer
problemlos ist und außerdem die - ingen-Namen noch bis in den Schwarzwald hinein streuen,
es also auch eine hochmittelalterliche Wiederaufnahme dieser Namen gegeben hat. Im ganzen
wird man trotzdem sagen können, daß die älteste Schicht unserer Dörfer sich aus einer größeren
Anzahl kleinerer frühalemannischer Orte durch einen Konzentrationsvorgang gebildet hat. Es
ist wohl nicht zufällig, daß dieser etwa um die gleiche Zeit wie die Christianisierung einsetzt.
Die ersten Kirchen - der Ort Kirchen ist ein sprechendes Beispiel dafür - wurden zu
Kristallisationspunkten dieser frühen Siedlungszusammenlegung. Auf dem Dinkelberg trat
diese Entw icklung mit gewisser Verspätung ein, und es dauerte bis weit in das Hochmittelalter,
bis an die Stelle mehr lockerer Kleinsiedlungen die Dörfer traten. Das Vordringen gegen den
Schwarzwald läßt sich im Markgräfler Hügelland gleichsam in hangparallelen Zonen nachzeichnen
, dagegen ist damit zu rechnen, daß vom frühbesiedelten Schopfheim aus längere Zeit
keine Impulse ausgingen.

Im Hinblick auf die staatliche Organisation gehörte das ganze Altsiedelland seit der
Karolingerzeit erkennbar zum Breisgau. der auch eine Grafschaft darstellte. Östlich der Wehra
grenzte der Albgau an. Der Breisgau ist eines der wenigen Gebiete, wo die Untergliederung der
Grafschaft in die Zuständigkeitsbereiche von Zentenaren wenigstens andeutungsweise zu
fassen ist. Wir verdanken dieses Wissen und vieles mehr den sehr früh einsetzenden, relativ
dicht gestreuten Urkunden des Klosters St. Gallen. Viel spärlicher sind andere geistliche
Grundherren, die Abtei St. Denis bei Paris, das elsässische Kloster Murbach mit seiner
Tochtergründung Luzern. die Reichsabtei Lorsch und das fast einheimische Säckingen durch
frühe Urkunden mit ihrem Besitz belegt. Klar wird aber doch die Struktur der Grundherrschaft:
ein System zentraler Höfe (später Dinghöfe) und davon unabhängiger Bauernstellen (Huben),
und klar wird ebenso, daß schon in der Karolingerzeit der Grundbesitz in den einzelnen Dörfern
aufgeteilt war. Es ist die Ausnahme, wenn sich einmal ein ganzer Ort in einer einzigen Hand
befindet.

Schon vor der Jahrtausendwende stellte sich immer heftiger die Frage nach der Erschließung
des Schwarzwaldes. Sie ging im hier zu betrachtenden Raum andere Wege als im größten Teil
dieses Gebirges. Nördlich des Feldberges ist der Schwarzwald - wie übrigens auch der
Odenwald und andere süd- und mitteldeutsche Waldgebirge - weitgehend durch bäuerliche
Einzelhöfe mit großen unregelmäßigen, aber hofanschließenden Besitzblöcken oder regel-

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