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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 180
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0182
Die Künstlergruppe Rot-Blau in Basel

Um Hermann Scherer fand sich ein Kreis von jungen Künstlern zusammen, gleichfalls in
Basels offizieller Kunstszene abgelehnt und zurückgewiesen, nun aber in einer Vereinigung
mehr Durchsetzungsvermögen sich erhoffend. In der Silvesternacht 1924/25 kam es im
Mendrisiotto (Tessin) in Albert Müllers Haus zur Gründung der Künstlergruppe Rot-Blau: ihr
gehörten zunächst neben Scherer Albert Müller. Paul Camenisch und der kurz danach
aufgenommene Werner Neuhaus an. Man meinte, in dem Namen eine Beziehung zu den in der
expressionistischen Malerei vorherrschenden Farben zu erkennen. "Als Scherer nach dem
Muster der 'Brücke' seine Künstlervereinigung 'Rot-Blau' schuf, wurde diese Vereinigung für
eine Anzahl junger Basler Künstler das Sprungbrett in die Öffentlichkeit", liest man in dem für
Scherers Gedächtnisausstellung 1928 verfaßten Katalogbeitrag von Kirchner.

Nach einer monatelangen, die Kräfte des geschwächten Körpers aufzehrenden Leidenszeit
starb Hermann Scherer an den Folgen einer Streptokokkeninfektion am 13. Mai 1927 im
Bürgerspital Basel. Der leidenschaftliche Einsatz für eine uneingeschränkte Künstlerexistenz
ließ nach seinem nur 34 Jahre währenden Leben ein skulpturales (23 überlieferte Einzelpersonen
und Figurengruppen) und ein umfangreiches malerisches, zeichnerisches und druckgraphisches
Werk zurück, dessen Ausdrucksform wir auch im Spannungsfeld und Kontext seiner
Zeit gleichwie im Spiegel der sich wandelnden Gesellschaft betrachten müssen. Scherer hat
begriffen, wie hilflos der moderne Mensch den Problemen existentieller Not sich preisgegeben
findet, und um ihnen nachhaltigen Ausdruck zu verleihen, suchte er intuitiv die Befreiung vom
Gefälligen, wie auch von Vorbildern aus dem Bereich akademischer Gestaltungsweise.

Vor dem Hintergrund des frühen Todes von Hermann Scherer und der langen Abwesenheit
während des ersten Weltkrieges von Rümmingen vermag man seine Entfremdung von der
Heimat zu verstehen. Heute jedoch erinnert ein während der Amtszeit des früheren Bürgermeisters
Stöcklin errichteter und von dem Bildhauer Rudolf Scheurer restaurierter Brunnen mit
einer Gedenktafel an den Sohn des Dorfes. Vielleicht wird sich, einige Anzeichen mögen dafür
sprechen, Georg Schmidts Äußerung aus seiner für den Künstler gehaltenen Grabrede langsam
erfüllen: "Zwei Dinge aber werden dauern: das Bild des Menschen Scherer in allen, die ihm
begegnet sind und seine Wirkung erfahren haben, und das Bild seiner Kunst". Gibt uns das Jahr
des 100. Geburtstages von Hermann Scherer nicht die Gelegenheit, besonders hierauf sich zu
besinnen!

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