http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0021
Die Leidenszeit unter den Schweden
Ende des Jahres 1632 war das ganze Gebiet zwischen Schwarzwald und Voge-
sen in den Händen der Schweden. Jetzt begann für die Einwohner erst recht eine
schreckliche Leidenszeit. Am 23. Dezember wurde Neuenburg von den schwedischen
Truppen eingenommen. Am Neujahrstag 1633 forderte der schwedische
Oberst Goldstey, der in Neuenburg saß, eine Brandschatzung (Betrag, um sich vor
Plünderung und Brandlegung freizukaufen) von 420 Gulden. Die Vögte beeilten
sich, das Geld zu übergeben. Außerdem war jeden Monat eine Kriegssteuer fällig,
dazu kamen ständige Lieferungen von Lebensmitteln, Vieh und Futter, die in
Neuenburg abzuliefern waren.
Als Hauptort bekam Schliengen eine "lebendige Salvaguardia", also ein paar
schwedische Soldaten, welche die drei Orte vor wilden Plünderungen und vor
Belästigungen streunender Krieger zu schützen hatten. Natürlich mußten die Soldaten
von der Bevölkerung verpflegt werden.
Am 12. Januar nahmen die österreichischen Truppen Neuenburg wieder ein.
Jetzt behaupteten die Schweden und die protestantischen Nachbarn, die drei katholischen
Orte hätten dabei Unterstützung geleistet. Aus Rache nahmen sie den
Untervogt Quirin Metzger in der Mühle in Weil gefangen und schleppten ihn nach
Kippenheim. Metzger hatte einige kaiserliche Soldaten nach Rheinfelden geführt,
und auf dem Heimweg war dann seine Gefangennahme erfolgt. Gegen ein Lösegeld
von 1000 Gulden, das zuvor in Freiburg hinterlegt werden mußte, wurde er
schließlich freigelassen. Die Hälfte des Betrages schössen ihm Basler Kaufleute
vor, den Rest brachten seine Angehörigen auf.
Für die bischöflichen Dorfbewohner waren nicht nur die fremden Feinde gefährlich
, sondern auch ihre markgräflichen Nachbarn setzten ihnen hart zu. Ein Schreiben
, das noch im Original vorhanden ist, zeigt, welchen Haß die Markgräfler
Protestanten für sie empfanden, denn sie machten sie für alle Schäden, die sie
durch die Kaiserlichen erlitten hatten, verantwortlich.
Am 29. Juni 1635 fiel Neuenburg wieder in die Hände der Schweden, und die
katholischen Orte hatten unbarmherzige Plünderungen zu erleiden. Die Schlienge-
ner waren auf ihren Hauptmann Rauch zornig, denn er weilte in dieser schweren
Zeit in Pruntrut, und nicht bei ihnen. Sie waren so aufgebracht, daß sie erwogen,
seine Güter den Schweden zu überlassen. Aber Rauch war an seiner Abwesenheit
nicht selbst schuld, da er in Pruntrut gebraucht wurde. Er wäre lieber in Schliengen
gewesen, denn er kam mit der welschen Bevölkerung nicht gut zu Streich. Im
Juli legte er dann auch die Kommandostelle in Pruntrut nieder.
Im gleichen Monat wurden die drei Orte von einer Einquartierung zahlreicher
schwedischer Soldaten heimgesucht. Ihr Oberst Steinkalenfels verlangte außerdem
eine wöchentliche Kriegssteuer und Lebensmittel. Als im Oktober Neuenburg
erneut von den kaiserlichen Truppen zurückerobert wurde, gab es nur wenig Erleichterung
, denn diese verlangten ebenfalls eine Kriegssteuer.
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