http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0022
Am 23. März 1634 fand der schrecklichste Überfall der Schweden auf das Dorf
statt. 400 schwedische Reiter hatten oberhalb von Neuenburg über den Rhein
gesetzt und plünderten das Dorf völlig aus. Am 10. April nahmen die Schweden
Neuenbürg wieder in Besitz. Jetzt verließen die Bewohner der umliegenden Dör-
fer fluchtartig ihre Heimat. Sie glaubten, daß allein Basel ihnen Sicherheit bieten
könne. Wieviele der geschundenen Menschen dort ankamen, ist nicht bekannt,
zumal auch die Pest jetzt ihre Opfer forderte.
Basel beherbergte zu jener Zeit bis zu 8000 Flüchtlinge. Sie sind mit wenig
Habe, aber auch teilweise mit lebendem Vieh eingetroffen, und fast alle waren
schwach und krank. In den Gassen lagen Mütter mit ihren Kindern, und im Winter
hatten sie lediglich ein kleines Feuer zum Wärmen. Nur mit Mühe konnten sich
die Totengräber einen Weg zu den Toten bahnen. Da Basel keinen Platz mehr für
weitere Flüchtlinge hatte, zogen diese weiter in das Berner Gebiet, ja bis ins
Hochgebirge.
Die Menschen, die sich zur Flucht nicht entschließen konnten, wurden bestialisch
gequält, die Mädchen und Frauen geschändet. Es wurde ohne Unterbrechung
geraubt und verwüstet. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein kannte man die
Verse:
D/Schwede sind komme,
hänt alles mitgnomme,
hänt d/Schiebe ingschlage.
Kugle drus gösse.
d/Maidli verschösse.
Die Kriegsjahre 1634 bis 1637
Als die Schweden am 16. Sept. 1634 von Neuenburg abzogen, da die kaiserlichen
Truppen nahten, kehrten die Flüchtlinge wieder in die Heimat zurück. Doch
kaum waren sie daheim, wurden von den wenigen, die die Strapazen überstanden
hatten, und von den geschundenen Zuhausgebliebenen wieder Geld und Lebensmittel
gefordert. Was machte es aus, daß es jetzt die Kaiserlichen waren. Der
Bischof schickte Rauch zum Kommandanten, und dieser erreichte tatsächlich
Nachlaß.
Frankreich unterstützte inzwischen offen die kaiserfeindlichen Partner und beteiligte
sich mit seinen Truppen am Geschehen. Dabei war der Kardinal Richelieu
die treibende Kraft. Herzog Karl von Lothringen kämpfte auf der Seite des Kaisers
und besetzte präventiv das Gebiet des Breisgaus und der Markgrafschaft. Seine
Söldner waren ohne jegliche Disziplin und durch die langen Kriegsjahre zügellos
und verwildert. Steinenstadt mußte seine Boote mit den Schiffern für die vielen
Hin- und Hertransporte pausenlos zur Verfügung stellen.
Ein Bericht, der an die Erzherzogin Claudia gerichtet ist, zeigt den Zustand, in
dem sich inzwischen die Dörfer befanden: All die ansehnlichen Dorfschaften seien
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