http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0024
Jetzt begann wieder eine sehr schwere Zeit für die Menschen in den drei Dörfern
.
Aus dieser Zeit liegen kaum mehr schriftliche Unterlagen vor. Die Kirchenbücher
zeigen vom Jahre 1639 an keinen einzigen Eintrag von Sterbefällen. Im Jahre
1638 sind noch im Monat Januar 2 Beerdigungen. 3 Eheschließungen und eine
Taufe eingetragen. Mit etwas Verwunderung stellt man fest, daß bis zum Jahre
1649 kein Begräbnis mehr aufgeführt ist, dagegen wurden 1640 wieder Eheschließungen
und Taufen eingetragen. Es drängt sich die Vermutung auf, daß die Eheschließungen
und Taufen auswärts vollzogen wurden und nachträglich in das Kirchenbuch
von Schliengen übertragen wurden.
Die Franzosen forderten vom Bischof vierteljährliche Kontributionen. Auch
mußten immer wieder Einquartierungen erduldet werden. So war 1641 eine Kompanie
Kavallerie in Schliengen und Steinenstadt untergebracht.
Da die Pfarrei von Schliengen verwaist war, versorgten Kapuzinermönche von
Neuenburg den Seelsorgedienst. Aber dies taten sie nicht unentgeltlich, sie verlangten
die Summe von 50 Gulden, die auch einem Vikar zugestanden wäre.
Der Kaiser forderte vom Bischof außerdem noch den "Römermonat", das war
ein Betrag von 10080 Gulden. Es nützte nichts, daß die Vögte darauf hinwiesen,
daß die Franzosen alle Einkünfte gesperrt hätten. Nun wollte der Bischof schriftlich
vorlegen, welche Schäden die Dörfer zu tragen hatten. Deshalb wurde ein
Verzeichnis mit allen erlittenen Schäden aufgestellt, um zu zeigen, wie ausgeblutet
die Dörfer waren.
Diesem "Verzeichnis aus die Dorfschaften Schliengen. Steinenstadt und Mau-
chen von Anno 1633 bitz auf Ostern 1643 bey disen leidigen Kriegszeiten von
schwedischen und französischen Volkhern ußgestand und erlitten" verdanken wir
den eindrucksvollen Einblick in das grausame Geschehen.
So ist da zu lesen:
"— sintemalen sye die Leuth gefangen, rantioniert, gegen ein Lösegeld wieder
frei gelassen, theils auch niedergeschossen, drey Härden Rindvieh, namblich 300
Stuckh hinweggenommen, 150 Pferd, Schaff 600 Stuckh, Schwein uff 300 Stuckh.
aus allen drey Gottesheusern alle Ornate, neben allerhand Mobilien, so versteckt
gewesen (Zur Information: Die Leute hatten vor der Flucht Möbel in die Kirche
gestellt), hinweggenommen, auch die Gottesheuser dergestalt ruinirt, daß sye mehr
einem Stall verglichen, auch zu Roßställen gebraucht....
.. die gantze Aerndt verderbt oder hin weggenommen...
.. in diesen 3 Dorf schafften alle Faß, Bogten, Trög, Kisten und Käste sambt
allem Holzwerkh in Heußer sowohl auch Thür und Thor verbrennt.
... an Heusern 40, darunter drey adelige Sitz und ein Mühle abgebrannt worden,
dazu 29 Scheuren und Trottheußer....
.. uß dem Kirchturm zue Schliengen zwo Glockhen im Gewicht 13 Centner
hinweggenommen
.. aus der Kirch zu Mauchen 2 Glöckhlin
.. zu Steinenstatt 3 Glöckhlin
22
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0024