http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0042
Mittagessen wurden die SA-Leute in Haushalte von Obereggenen, Niedereggenen
und Schallsingen eingeladen. Da es mehr Essensplätze als SA-Männer gab. stritt
man sich um die Gäste. Nach dem Mittagessen wurde über Liel und Riedlingen
nach Kandern marschiert, wo der Zug sich auflöste.
Im Rausch der Begeisterung
Wie groß der Glaube vieler Menschen an die neue NS-Regierung war und
welche Hoffnungen man auf sie setzte, zeigt ein Bericht der MN über das Erntedankfest
in Obereggenen am 1. Oktober 1933 (MN vom 3.10.1933).
Das Fest war in hohem Maße politisiert. Es „gestaltete sich ... zu einem machtvollen
Bekenntnis für den Bauernstand und die neue Regierung unter dem Volkskanzler
Adolf Hitler. Überall wehten die Fahnen des neuen deutschen Reiches
schrieb der Berichterstatter der MN.
Zwar gab es noch den traditionellen Dankgottesdienst in der Kirche, aber die
Reden, die gehalten wurden, waren eindeutig politisch. Dem Festzug voran ritten
„schneidige Festreiter in SA-Uniform, denen die zahlreichen Festjungfrauen in der
schmucken Markgräfler Tracht und anschließend zirka 150 Hitlerjungens und
Mädchen mit ihren Sturmfahnen folgten. Mit schneidigem Spiel folgte die Bellinger
Musikkapelle..."
In der Mitte des Zuges fuhren dann zahlreiche Wagen aus den vierzehn Dörfern,
die am Fest teilnahmen. Darauf waren die verschiedenen Arbeiten des Bauern
dargestellt. Zum Schluß kamen die Musikvereine von Schliengen und Auggen.
Zwischendrin mit dabei waren auch das .Jungvolk*' und die „Küken"' (d.h. Jugendliche
, die noch nicht das HJ- bzw. das BDM-Alter von vierzehn Jahren erreicht
hatten) sowie „die Schuljugend".
Fast alle Redner priesen den „Volkskanzler Adolf Hitler" oder die neue Regierung
oder die Partei:
Der ..Betriebszellenleiter" der NSBO pries „den gewaltigen Kampf, den Adolf
Hitler und seine Getreuen zu führen hatten ...". Das ganze Volk danke Gott, „daß
er einen Mann aufstehen ließ, der das am Rand des Verderbens stehende Volk
rettete...".
Ein Regierungsrat vom Bezirksamt Müllheim sagte, „daß die nationale Regierung
für sich die Ehre in Anspruch nehmen dürfe, die Gesundung unseres Bauernstandes
... durchzuführen."
Der stellvertretende Kreisleiter der NSDAP aus Müllheim pries die Vorkämpfer
für seine Partei in Obereggenen, weihte die neue Fahne der Ortsbauernschaft und
ermahnte die Bauern, „treu dieser Fahne zu folgen ... im festen unerschütterlichen
Glauben an Deutschlands Wiederaufstieg unter dem Zeichen des Hakenkreuzbanners
".
Der HJ-Gefolgschaftsführer aus Kirchen „hielt eine mitreißende Ansprache an
die Eltern über den Sinn der jungen Hitlerbewegung
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