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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 75
(PDF, 32 MB)
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trum des 99. Kapitels im Bild des untergehenden, verlöschenden Mondlichts eindrucksvoll
festgehalten. Am katastrophalen Tiefpunkt der geschichtlichen Entwicklung
kann Brant nur eine schwache Zukunftshoffnung äußern:

Well gott/das du ouch grbssest dich

Do mit du sygst dem mon gantz glich.
Im sechsten Abschnitt wiederholt Brant zunächst bereits Bekanntes und präzisiert
im folgenden das Verhältnis der zentralen Reichsgewalt des Kaisers zu den Partikularmächten
der Städte und Fürsten. Brant kritisiert dabei die Loslösungstendenzen der
Städte wesentlich zurückhaltender als die der Fürsten, deren Politik er in das satirische
Bild des gerupften Reichsadlers kleidet. Im letzten Teil spielt Brant auf die starke
Stellung der Kurfürsten an, die in der Goldenen Bulle von 1356 bestätigt wurde.
Wieder argumentiert er rational:

Wann joch hyn under kern das rieh

Ir blyben ouch nit ewigklich.
Opposition gegen den Kaiser wird nicht als Sünde gesehen, sondern als politisch
unklug: Im eigenen Interesse der Fürsten sei es, die zentrale Reichsinstanz zu
unterstützen, eine Überlegung, die am Ende des 7. Abschnitts noch einmal aufgenommen
wird:

Mancher der würt vergyfften sich

Der gyfft dar schmeycht dem Rbmsche rieh.
Insgesamt erscheint der siebte Abschnitt nur als sprach- und bildreiche Variante
bereits bekannter Inhalte. Der Rhetoriker Brant verlangsamt den Schwung seiner
Rede, er holt Luft, um seinen gewaltigen Schlußappell um so lauter und wirkungsvoller
vorzutragen.

Im achten Abschnitt steigert Brant also noch einmal die Intensität seiner Sprache,
Aussagen und Handlungs- Aufforderungen. Die Schiffsmetapher verwendet er gleich
zweimal:

Wellent dem Romschen rieh zü stan
So mag das schiff noch uff recht gan

und

Wachen / und dunt von üch all schand

Das man üch nit dem schiffman glich

Der uff dem merßißt schloffes sich

So er das ungewitter sieht /
Die schlafende und träumende Gesellschaft wird in den Bildern vom schlafenden
Hund und unzuverlässigen Wächter dargestellt. Erwacht aus euerm Traum ruft Brant
in seiner existentiellen Not allen Christen zu. Nur ein Rest von Optimismus bleibt dem
Autor:

Ich hoff zu gott/es werd als güt.
Diese Zuversicht Brants gründet nicht in erster Linie auf dessen Gottvertrauen und
Erlösungshoffnung durch Christus - von beiden ist im "Narrenschiff' erstaunlich
wenig die Rede -, sie gründet vielmehr in der Person Maximilians. Er wird als Garant
für die Erhaltung des Reiches dargestellt - in typisch mittelalterlicher Begründung:

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