http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0138
der Basler KP diente als Anlaufstelle südbadischer Kommunisten. Von hier aus
organisierte der bereits Anfang März nach Basel ausgewichene Hermann Böning
bis zu seiner Festnahme bei einer illegalen Reise nach Deutschland am 5. August
1933 in der Nähe von Ettlingen den Aufbau des kommunistischen Widerstands in
Südbaden 461.
Auch die Basler Sozialdemokraten versuchten 1933, den internationalen Gedanken
im Dreiländereck aufrechtzuerhalten und ihren deutschen Genossen zu helfen.
Am 1. März 1933 veröffentlichte die Geschäftsleitung der SPS einen Aufruf, in
dem sie den Terror in Deutschland brandmarkte und ihre Anhänger aufforderte,
der verlogenen Propaganda der Nationalsozialisten entgegenzutreten.
Eine ähnliche Erklärung verabschiedete der Schweizerische Gewerkschaftsbund
am 3. März. Die "Basler Arbeiterzeitung" agitierte für die SPD, und am l. März
fand im Volkshaus eine Versammlung für "Deutsche Reichstagswähler in Basel
und Umgebung" statt, an der Nationalrat Friedrich Schneider die Nationalsozialisten
in scharfer Form angriff. Mit ohnmächtiger Wut nahm man das gute Ergebnis
der NSDAP in Lörrach und Umgebung zur Kenntnis. In der Folge organisierten
SP und Arbeiterbund einen Boykott Deutschlands. Ihre Mitglieder verteilten am
19. und 26. März jeweils an den Grenzübergängen nach Friedlingen, Otterbach.
Weil, Lörrach-Stetten und Grenzach sowie vor dem Badischen Bahnhof Flugblätter
, in denen alle nach Deutschland reisenden Schweizer über die Zustände im
Reich aufgeklärt und zu einem Verzicht auf weitere Besuche aufgefordert wurden4
"'. Am 14., 15. und 16. März kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen
der Polizei und Arbeitern, die gegen die Hakenkreuzfahnen am Badischen Bahnhof
protestierten, deren Hissen allgemein als Provokation empfunden wurde. Man
geht nicht fehl, in diesen Straßenschlachten eine der Ursachen für die politische
Polarisierung Basels in den kommenden Jahren zu sehen, die 1935 zum Sieg der
SP in den Regierungsratswahlen führte (sie errang vier von sieben Sitzen und
übernahm mit dem Gewerkschaftssekretär Fritz Brechbühl das wichtige Polizeidepartement
) und die Ära des "Roten Basel" einleitete4-1.
Diese für die 30er Jahre angesichts des internationalen Umfeldes außergewöhnliche
politische Entwicklung hatte auch die Auswirkung, daß der Kanton Basel-
Stadt unter Polizeidirektor Fritz Brechbühl im Gegensatz zu den Bundesbehörden
und vielen anderen Kantonen eine möglichst liberale Haltung gegenüber deutschen
Flüchtlingen einnahm und deutsche Nationalsozialisten von der Polizei nach
Kräften behindert wurden 44'. Badischen Nationalsozialisten wie Gauleiter Reinhard
Boos galt Basel als Inkarnation des Bösen sowie vermeintlicher Symbiose
von Weltjudentum und Marxismus5(". Immerhin hatte dieser Haß seine Berechtigung
, wenn man die Hilfe der Basler Arbeiterbewegung für ihre in Deutschland
verfolgten und unterdrückten Genossen anschaut. Auf die Unterstützung der Basler
KP für die KPD wurde bereits hingewiesen. Sie setzte diese auch nach der
Verhaftung Hermann Bönings fort. In Basel existierte bis zum Ausbruch des
Zweiten Weltkrieges eine Grenzstelle der KPD. die bis Anfang 1936 eng mit
Widerstandsgruppen in Weil, Lörrach und weiteren Städten im Wiesental zusam-
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