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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 139
(PDF, 32 MB)
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verhafteten Kommunisten gehörte auch der Haltinser Eisenbahnarbeiter Josef
Knoll. der noch wenige Monate zuvor im Oktober 1935 als südwestdeutscher
Delegierter an der sogenannten Brüsseler Konferenz der KPD teilgenommen hatte,
die tatsächlich in der Nähe von Moskau stattfand, wohin Knoll über Basel, Zürich
und Prag gereist war Ml. Mehrere Kommunisten emigrierten in die nahe Schweiz,
so z.B. Wilhelm Fels aus Grenzach. Fritz Rümelin aus Hauingen und Karl Rhein
aus Lörrach-Stetten. der heute noch betagt in Basel lebt55'.

Im Gegensatz zur KPD scheinen Lörracher Sozialdemokraten keine organisier-
ten Widerstandsgruppen aufgebaut zu haben. Vereinzelt wurde Material über die
Grenze geschafft, das in Lörrach verteilt wurde. Wichtiger waren Kurierfunktionen
, die verschiedene Personen für die Verbindung zwischen Basel und Städten
wie Freiburg oder Mannheim übernommen haben. Der bereits erwähnte Freiburger
SPD-Bezirkssekretär Peter Mayer versuchte 1933 von Basel aus, die Verbindungen
zu alten Genossen in Südbaden aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zweck
erschien am l. Juli 1933 die erste Nummer der "Oberrheinischen Volkswacht", die
sich im Untertitel als "Einzige Zeitung Oberbadens ohne Hitler-Zensur" anpries
und eine Fortsetzung der Freiburger "Volkswacht" darstellte. Hinter dieser Initiative
standen Mayer und Friedrich Schneider. Allerdings war dem Blatt kein langes
Leben beschieden, obwohl es in mehreren Ermittlungsverfahren als eine der illegalen
Schriften erwähnt wird, die von Basel aus nach Baden geschafft wurden.
Die unübersichtliche Grenze bot vielfältige Gelegenheit, unbemerkt zu passieren.
Vielfach wurde Material aber auch in der damals noch durchgehenden Tram oder
per Fahrrad an den deutschen Grenzkontrollen vorbeigeschleust561.

Im Sommer/Herbst 1933 etablierte sich in Basel ein Außenposten des vormaligen
badischen SPD-Landesvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Georg Reinbold
, der von Straßburg aus als Grenzsekretär des Prager Exilvorstands der SPD
den sozialdemokratischen Widerstand in Baden unterstützte 57'. Wichtigste Mitarbeiter
Reinbolds waren der SPD-Reichstagsabgeordnete Georg Dietrich und der
aus Stuttgart stammende Kriminalkommissar Paul Schlotter, der nach 1945 kurze
Zeit den Wiederaufbau der Polizei in Lörrach organisierte, bevor er in seine Heimatstadt
zurückkehrte^'. Zentrum der Aktivitäten der sozialdemokratischen Emigranten
in Basel war das Volkshaus am Claraplatz, wo sie das Sekretariat des
Basler Arbeiterbundes nutzen konnten, dessen Sekretär Ernst Herzog sie besonders
effektiv unterstützte. Das Volkshaus war auch ein Anlaufpunkt für Sozialdemokraten
aus Lörrach. Weil, Haltingen. Grenzach und anderen Orten, die sich
nicht vom Nationalsozialismus vereinnahmen ließen. Ihre Kontakte nach Basel
blieben der Gestapo weitgehend verborgen, wenn man von der Ende 1935 erfolgten
Verhaftung des Haltinger Arbeiters Fritz Lutz absieht, die für die Arbeit der
Basler Grenzstelle allerdings verheerende Folgen haben sollte. Unter den südbadi-
schen Helfern der Grenzstelle finden sich mehrere Personen, die nach 1945 an
einflußreicher Stelle für die Lörracher SPD wirkten, so - um nur wenige Beispiele
zu nennen - der langjährige Oberbürgermeister Arend Braye, Karl Arzet und Emil
Ruber«».

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