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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 140
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0142
Einige jüngere Lörracher Sozialdemokraten arbeiteten als Grenzkuriere für die
Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Diese linkssozialistische Partei,
die sich 1931 von der SPD abgespalten hatte, unterhielt in Basel eine Auslandsstelle
, die den Kontakt zu den SAP-Gruppen in Südwestdeutschland hielt. Besonders
aktiv war der aus der Sozialistischen Arbeiterjugend stammende August Fur-
rer, Sohn eines sozialdemokratischen Lörracher Polizeibeamten, der wegen seiner
Zugehörigkeit zur SPD aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
schon im Frühjahr 1933 aus dem Staatsdienst entlassen und am 16.
Mai 1933 öffentlich ins Konzentrationslager Kislau überführt worden war. August
Furrer verließ Lörrach im Frühjahr 1936. Im Mai 1938 wurde er im Zuge der
Ermittlungen gegen die illegalen SAP-Gruppen in Baden verhaftet und 1939 zu
einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt61'. Zum Umfeld der SAP-Emigranten
in Basel gehörte auch der vor 1933 in Wehr wohnhafte Karl Gerold, nach 1945
Mitherausgeber und Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau"621.

Die Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Südbaden
bleibt trotz erster Arbeiten noch zu schreiben. Dies gilt sowohl für den Widerstand
aus den Reihen der Arbeiterbewegung als auch seitens der Kirche, ehemaliger
Zentrumsangehöriger, liberaler Demokraten und konservativer Bürgerlicher 63).
Hier gilt es. das breite Spektrum der Widerstandsformen ins Auge zu fassen, das
auch Bereiche wie Resistenz, Verweigerung, Nicht-Anpassung und Selbstbewahrung
umfaßt. Letztere äußerten sich nicht selten in einem passiven oppositionellen
Verhalten, welches gerade für viele Sozialdemokraten durchaus typisch war, die
versuchten, sich in Freundes- und Kollegenkreisen dem Anpassungsdruck so weit
wie möglich zu entziehen und die eigene Identität zu wahren64>. Charakteristisch
erscheint mir eine Aussage des Lörracher Karl Arzet aus dem Jahre 1982: "Der
Unterschied bestand darin, daß man mit denen (gemeint sind alte Genossen) noch
reden konnte, die Meinung äußern konnte, die man hatte, aber sonst... Zum großen
Teil war einfach nichts mehr drin. Ich bin auch lang, das sag ich ganz offen, der
Meinung gewesen: die Rindviecher von Wähler - soll ich für das mein Leben
opfern? Weil die zu dumm und zu blöd waren? Ich habe nichts zu fressen gehabt,
hab lange keine Arbeit gehabt, es ist kein Grund gewesen, NSDAP zu wählen."65'
Für diesen Personenkreis blieb Basel bis zum Kriegsbeginn 1939 ein Ort, an dem
man für wenige Stunden das Dritte Reich hinter sich lassen konnte.

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