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oder Karibik" gewonnen. Da wir jedoch nicht ein noch aus wußten, stellten wir
diese Chance hintendrein, zumal wir unsere Reisen und Ferien bis dahin eigentlich
stets selbst gestaltet hatten (sowohl was die Planung bzw. die Ziele als auch das
Finanzielle angeht).
Jetzt wollten wir endlich spionieren, wie diese erlauchte Runde zustande gekommen
war. Wir setzten auf Zufälle, auf natürliche Auslese, wenn auch nicht ä la
Darwin, doch wir wurden dahinaus belehrt, daß man sich in irgendeine Kartei
eingekauft hatte (wir tippten zuerst Kultus Stadt oder Land, hernach 'Wer ist wer?'
bzw. 'Who is who?', auch auf allerlei literarische und kulturelle Spezialhandbü-
cher, doch es wurde uns nichts verraten, und wir kamen nicht dahinter). Auch die
Gespräche mit unseresgleichen, also mit Geladenen, führten nicht weiter. Einige
nannten sich Selbständige, andere Industrielle, wieder andere Eingeladene.
Da gab es nun die 'Mutter der Kompanie' (von uns so bezeichnet, weil auf sie
immer wieder hingewiesen wurde und weil man sie bei Wein- und Urlaubsbestellungen
zu Rate ziehen mußte!). Sie wies uns die Phalanx der gebotenen Weine
und Sekte, wovon uns vor allem ein Schloßsekt aus Bollschweil faszinierte: hatte
ich doch erst jüngst in einem Sammelband mit badischen Erzählerinnen die
Kaschnitz eingemeindet, und da sie mir kurz vor ihrem Tod ein Gedicht 'vermacht
', d.h. gewidmet hatte und ich ihr ein Interview zusammen mit einem kanadischen
Literaturprofessor in Aussicht gestellt hatte (das aber wegen ihres Todes
dann nicht mehr zustandegekommen war), interessierte mich dieser Bezug besonders
(erinnert sei an den vielgelesenen und vielzitierten Band 'Beschreibung eines
Dorfes' (Frankfurt. Suhrkamp, 1966)) -ei, Teufel, da stellte sich heraus, daß die
Tochter der 'Mutter der Kompanie' zwar den Namen der Kaschnitz als Schülerin
des Freiburger Wentzinger-Gymnasiums irgendwann vernommen hatte, daß jedoch
die Mutter verständlicherweise unbedarft war (und sich - zu ihrer Ehre sei's
gesagt, auch so gab!).
Doch die Gespräche liefen munter, und man mußte sich gegen 'Ferner liefen...',
sprich allerlei Angebote von Spätburgunder und dem Kaiserstuhl und dann vor
allem von kalifornischen Weinen doch energisch zur Wehr setzen. Ich erzählte
von einer Probe kalifornischer Weine in einem Berner Weinkeller anno '63 und
kommentierte dahinaus, daß sich jener Berner Weinhändler auf einer Reise den
'Californiae' gegenüber konfrontiert sah, sie versuchte, trank - und, zwar nicht
besiegt, aber doch von ihnen angetan war, so daß er sich entschloß, seinen besten
Freunden gewissermaßen ein 'Pendant' zu Fendant & Co. zu liefern; ich erzählte
auch vom rüstigen Weingut Schu. beidseits der deutsch-schweizerischen Grenze,
das in Ehren allerlei Chilenisches anbietet (ich hatte darüber jüngst im 'St. George-
ner Boten' als dem zuständigsten Forum im Freiburger Raum geschrieben!).
In summa: wir kannten uns aus, ohne zu bestellen, was man nicht so sehr
schätzte, weil man eben nur in Sechser-Blöcken (=Packungen) dachte und keine
Ahnung von Weiterreichendem hatte bzw. haben wollte, auch nicht, als ich vorschlug
, die Kaschnitz mit ihren soundsoviel Auflagen in der Werbung dezent zu
erwähnen, ohne deshalb meine badische 'Emanzen-Ausgabe' zitieren zu müssen!
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