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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 206
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0208
daß die versinnbildlichte Gestalt der "Madlee", eines stolzen, "Magdalena" getauften Mädchens im
Schmuck der Markgräfler Tracht, dem jungen, schöpferisch angeregten Wiesentäler in der Fremde als
Verkörperung des vermißten Heimatlandes und Volkes vorschwebte.

Zur sachlichen Bewertung des mundartlichen Meisterwerkes von Hermann Burte beruft sich Professor
Georg Thürer auf die Beurteilung mehrerer zeitgenössischer Literaturhistoriker, die einmütig gesagt
und geschrieben haben, daß der Gedichtband "Madlee" zu den großartigsten Schöpfungen der
Mundartlyrik unseres Jahrhunderts zähle, ja. daß er eine Welt für sich sei, ein noch nie vollbrachtes
dichterisches Kunststück, ein Buch voller Kühnheiten, thematischen und prosodischen Wagnissen, von
Geist und Leben strotzend, kurzum etwas Einzigartiges in der deutschen Mundartdichtung.

Und was das sprachliche in dieser heimatlich geprägten lyrischen Schöpfung zum Durchbruch
gelangte Können Burtes anbelangt, so haben bewährte Sprachwissenschaftler und Volkskundler behauptet
, daß darin die alemannische Mundart zu üppigstem, farbenprächtigstem Leben aufgeblüht sei.
daß die einmalige Spachgewandtheit des "Madlee' -Dichters ältestes Gut mit neuesten Gebilden zu
einem organischen Sprachganzen verbunden habe, ja, daß dadurch der ersten deutschen Mundartliteratur
nach Hebel ein neuer lyrischer Klassiker entstanden sei... Schließlich bekam ja Hermann Burte als
erster den anno 1936 geschaffenen, die besten alemannischen Mundartdichter belohnenden Johann-
Peter-Hebel-Preis unumstritten zugesprochen.

Als aufgeschlossener, gewissenhafter Gelehrter hat Professor Georg Thürer in seinem einleitenden
Vorwort natürlich auch Hermann Burtes bedauerliche, jedoch nicht schwerwiegende, ja, eher verzeihliche
"Irrwege in braune Gefilde" gestreift und ihn, der aus politischen Nachkriegsverhören ja als
"Minderbelasteter" hervorging, mit großmütigem Verständnis literarisch rehabilitiert. Betont er doch
mit Recht, daß - wenigstens was die "Madlee" angeht - die Handschrift schon vor dem Ausbruch des
Ersten Weltkrieges druckfertig vorlag und daß die zweite Auflage 1933 erschien, d.h. vor Hitlers
wirklicher Machtergreifung. Der fragliche Gedichtband konnte also "seinem Ursprung und Wesen nach
kein nationales oder gar nationalistisches Buch sein, sondern (darf) guten Gewissens als ein regionales
Werk angesprochen werden" und sollte somit im heutigen "Europa der Regionen" als Vorläufervision
regionalistischer Vorstellungen gelten, namentlich in der beispielhaften oberrheinischen Regio Basili-
ensis.

Um seine Mundartgedichte möglichst vielen deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen, hatte
Hermann Burte seiner ersten "Madlee '-Fassung an die tausend Worterklärungen beigegeben. Im neuen
Band hat Dr. Magdalena Neff umsichtig deren Zahl verdoppelt und nach dem heutigen Stand der
Volkssprache ergänzt bzw. präzisiert, was dazu beitragen dürfte, den Kreis der interessierten Leser zu
erweitern und dadurch der neuerstandenen "Madlee"-Dichtung zusätzlichen Wert zu verleihen.
Schließlich wollte der große markgräfler Dichter laut späteren autobiographischen Notizen mit seinem
originellen, regional geprägten Buch "seinem Volksstamm und seiner Heimat ein Geschenk machen,
gewissermaßen eine Gegengabe für alles, was sie ihm in der Jugend so reich geschenkt hatten".

Die postume Neuausgabe ist eigentlich wieder ein Geschenk, diesmal an die mittlerweile geistig und
kulturell erweiterte Heimat, ein unerwarteter, wirksamer Beitrag zur grenzüberwindenden, ja den
Rhein überbrückenden alemannischen Verbundenheit. Raymond Matzen

Reiner Haehling von Lanzenauer:
Die vergessene Kanone
Göller Verlag GmbH Baden-Baden 1993
ISBN 3-87264-008-9, Paperback, Oktav, 56 S.

.Eine Erzählung gegen den Krieg" nennt in seinem Untertitel der Schriftsteller Reiner Haehling von
Lanzenauer seine jüngste Publikation. Auf dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Kriegstage 1945
beim Kraftwerk Wyhlen werden wir noch einmal - eigentüch nicht oft genug - mit der Sinnlosigkeit
der Durchhalteparole bis zum ..Endsieg'4 mit dem Schicksal jener 15- und 16jährigen Schüler konfrontiert
, die als „Luftwaffenhelfer" die zweifelhafte Aufgabe hatten, den längst verlorenen Krieg auf
einem ebenso verlorenen Posten zu retten.

In schlaglichtartigen Einzelszenen läßt der Autor auf eindrucksvolle Weise die charakteristischen
Stationen der Zeit zwischen 1928 - dem Geburtsjahr jener Luftwaffenhelfer - und dem April 1945

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