http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0069
Basel bestand das Problem, daß die Stadt und damit naturgemäß auch die Priesterausbildung
die Lehre der zwinglianischen Reformation angenommen hatte. In Straßburg
war dies angesichts der dort eingeführten Reformation Luthers anders, doch stellten
sich auch hier finanzielle Probleme, da man die Ausbildung von Landeskindern im
„Ausland" als teuer ansah. Aus diesen Gründen wurde zur Ausbildung nicht nur von
Geistlichen, sondern auch von Verwaltungsbeamten, die man in der Markgrafschaft
Baden-Durlach brauchte, in Durlach das Ernestinum, eine Art Gymnasium, gegründet
, das man später nach Karlsruhe verlegte.
Die erforderlichen Vorkenntnisse für den Besuch des Ernestinums vermittelte z.B.
das „Pädagogium" (also eine Art Progymnasium) in Lörrach, an dem im 18. Jh.
Johann Peter Hebel wirkte29'.
Erhebliche Wirren brachte der 30jährige Krieg. 1627 mußte Markgraf Friedrich V.
als protestantischer Landesherr nach Württemberg fliehen, da vorgesehen war, in
seinen Ländern die Reformation abzuschaffen. 1629 sollte der bei der Reformation
erfolgte Übergang der Kirchengüter in den Besitz der Herrschaft rückgängig gemacht
werden. Die Wendung im Kriegsglück mit dem Einmarsch der Schweden 1633
verhinderte dieses Vorhaben. 1648 erreichte Friedrich V. die Wiedereinsetzung in
seine Herrschaft nach dem Stand von 1618: Baden-Baden und die österreichischen
Vorlande blieben katholisch, auf sie mußte er also verzichten.
Seit dem 17. Jh. wurde die Verwaltung des Markgräflerlandes zunehmend nach
Durlach und später nach Karlsruhe verlegt; dabei büßte insbesondere die Burg Rötteln
ihre zentrale Funktion zunehmend ein. Das wahrscheinlich letzte öffentliche Ereignis
, das auf der Burg Rötteln vor ihrer Zerstörung stattfand, war die Huldigung der
Untertanen an Friedrich VII. Magnus im Jahre 1677. Wie bereits erwähnt, haben im
Zuge der Entwicklung des Absolutismus die Landstände mehr und mehr an Bedeutung
eingebüßt. Je mehr sich die markgräfliche Verwaltung im modernen Sinn
entwickelte, umso mehr verloren die Landstände an Bedeutung. 1668 wurden sie
formell aufgelöst; damit verlor das Markgräflerland eine im demokratischen Sinn
außerordentlich fortschrittliche Institution30).
Im Verhältnis der konfessionell verschiedenen Herrschaften Markgrafschaft und
Kloster St. Blasien hat das milde 18. Jh. einen weiteren Ausgleich gebracht. Amüsant
ist die Nachricht von 1771. der st. blasianische Propst von Bürgeln sei gebeten
worden, kein Getreide außer Landes (also zum Beispiel nach dem gut bezahlenden
Basel) zu verkaufen, da das Getreide knapp und die Preise ohnehin schon recht hoch
seien. Der Propst sagte dies zu und erhielt als Dank dafür ein Exemplar von Schöpflins
..Badischer Geschichte". Da das Kloster St. Blasien, das selber Bücher druckte, stets
an solchen für seine Bibliothek interessiert war. hoffte man ihm hiermit eine Freude
zu bereiten, was auch gelang 311.
Am 1.10.1783 erließ Kaiser Joseph II. das bekannte Toleranzedikt, das die
rechtliche Gleichstellung der christlichen Konfessionen brachte. Damit war im
katholischen Bereich den Nicht-Katholiken die private Religionsausübung gestattet,
auffallen durften sie allerdings ebenso wenig wie die Nicht-Protestanten in der
benachbarten Markgrafschaft.
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