http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0070
Der Friede von Campo Formio (1797) brachte den Beginn der Frankreich-Orientierung
der Markgrafschaft. In der Folge der Französischen Revolution und Napoleons
wurde eine Vergrößerung Badens als geeignetes Mittel zur Bekämpfung Österreichs
als einer der Hauptmächte eines revolutionsfeindlichen Konsen atismus erachtet
. Bereits 1798 erhielt Baden bedeutende Zugewinne. Baden seinerseits erkannte
sehr rasch, wo seine Wohltäter waren, und es richtete ebenfalls 1798 eine ständige
Vertretung in Paris ein. In der Folge konnte der Vertreter Badens. Freiherr von
Reitzenstein, für sein Land bedeutende Vorteile erlangen.
Je mehr es mit Baden aufwärts ging, umso mehr ging es mit den geistlichen
Besitzungen und mit Vorderösterreich bergab. Einschneidend in dieser Beziehung
wurde der Friede von Luneville (1801). In ihm bestimmte Napoleon den Rhein als
endgültige Grenze zwischen Frankreich und den deutschen Ländern und führte damit
den Gedanken der rechtsrheinischen Entschädigung der deutschen Fürsten für ihre
linksrheinischen Verluste ein, der sich als ungeahnt folgenreich erweisen sollte. 1803
fielen die ritterschaftlichen Orte (Bellingen, Rheinweiler usw.) und das bischöflich-
baselische Gebiet (Huttingen, Istein, Schliengen) an die Markgrafen. 1805 schließlich
kam der vorderösterreichische Breisgau hinzu: 1806 wurde das ganze neue
Gebilde zum Großherzogtum Baden. Damit kam eine lange Entwicklung zum
Abschluß. Das Jahrhunderte dauernde Nebeneinander verschiedener Grundherren:
neben den Markgrafen vor allem die Klöster St. Blasien und Säckingen und insbesondere
Vorderösterreich, gehörte der Vergangenheit an. Napoleon, der Staatsgründer
Badens, hatte das ehedem markgräfliche Haus zu seinem Verbündeten erwählt und
zu einem Mittelstaat vergrößert. Daß er Baden, seine Schöpfung, besonders liebte,
zeigt sich u.a. darin, daß er seine Adoptivtochter Stephanie de Beauharnais dem
Großherzos Karl zur Gemahlin sab und damit den badischen Staat mit seiner Familie
verband. Baden wurde denn auch in seiner inneren Struktur (Einteilung in eine Art
Departements) und in vielen Einrichtungen (Ecole Polytechnique in Karlsruhe usw.)
nach französischem Vorbild organisiert. Die enge Verflochtenheit Badens mit
Frankreich hat sich über das Ende des napoleonischen Reiches durch das ganze 19.
Jh. fortaesetzt und hat etwa auch in der einzisartiaen französischen „Blüte" auf
rechtsrheinischem Gebiet, nämlich in Baden-Baden, das ein Lieblingsaufenthalt
Napoleons III. war, seinen Ausdruck gefunden.
Anmerkungen
1) Karl Seith: Beiträge zur Geschichte der Stadt Schopfheim. Schopfheim o.J. (1976), S. 39
Zum reichen Schrifttum von Karl Seith, das in der Folge noch mehrfach zitiert wird, sei eine
Bemerkung gestattet: Die großen Verdienste, die Karl Seith durch seine Forschungsarbeit, aber nicht
weniger durch die Leitung von Vereinen und durch seine Arbeit auf dem Gebiet der Heimatpflege
erworben hat, wird niemand bestreiten wollen. Doch ist seine deutschnationale Haltung, die sich in
allen Belangen, die Frankreich betreffen, aufs nachteiligste bemerkbar macht, für den heutigen Leser
schwer erträglich. Diese, an eine Psychose grenzende Einseitigkeit muß man ausklammern, um
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