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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 150
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0152
der Inkorporation der Kirche in das Kloster der Chor gänzlich neu gebaut, das
Langhaus aber umgebaut wurde. Die noch im Innern des Kirchenschiffs erkennbaren
alten gotischen Lanzettfenster gehen zweifellos auf diesen Umbau zurück.

Blansingen gehörte seit alters zur Herrschaft Rötteln. d.h. die Landeshoheit lag bei
den Herren von Rötteln bzw . den Marksrafen. Die Marksrafen strebten durchaus im
Wettstreit mit St. Blasien ebenfalls nach dem Erwerb von Grund und Boden sowie von
Rechten. 1277 erwarb der Vorgänger von Rudolf L, Heinrich II. von Hachberg-
Sausenberg. Güter des Klosters Olsberg (in der heutigen Schweiz) in Blansingen.

Die Erwerbungspolitik der Markgrafen setzte sich planmäßig fort, und in diesem
Zusammenhang ist die Tatsache zu sehen, daß Rudolf IV. von Hachberg-Sausenberg
1464 dem Kloster St. Georsen seine Güter in Blansinsen abkaufte. Damit wurden die
Markgrafen in Blansingen neben St. Blasien zum großen Grundeigentümer. Durchaus
im Wettstreit mit St. Blasien ließen auch sie an der Kirche Umbauten vornehmen,
worauf das Wappen des Markgrafen hindeutet, vor allem aber stiftete Markgraf
Rudolf IV., wohl als unmittelbare Folge der Erwerbung der st. georgischen
Güter, die so reiche und zu Recht berühmte Fresko-Ausmalung der Kirche in
Blansingen.

Kommt man von der Enge her in sanftem Anstieg nach Blansingen. so erkennt man
von weitem schon vor dem Dorf in weicher Mulde die Kirche. Scharf unterschieden
sind ihre drei Bauteile, das Langhaus des 12. Jh. (mit Umbau des 14. Jh.), der vom
Kloster St. Blasien erbaute Chor des 14. Jh. und schließlich als letztes Glied der Turm,
der laut Inschrift 1497 vollendet war. Auch er zeigt das für das Markgräflerland
typische alemannische Satteldach. Der Eintritt ins Innere wird sogleich bestimmt von
der völligen Ausmalung des Kirchenschiffs mit zwei gewaltigen Fresko-Zyklen: auf
der vom Chor aus gesehen rechten, bedeutenderen oder Evangelienseite ist das
Leiden Christi und damit die Erlösung dargestellt, auf der vom Chor aus gesehen
linken, weniger bedeutenden oder Epistelseite werden das Leben und das Martyrium
des Hl. Petrus, des Patrons der Kirche, geschildert. Nur zum Teil erhalten ist die
Bemalung. welche das Kirchenschiff nach Westen hin abschloß, zweifellos das
Jüngste Gericht mit der Rettung der Gerechten und der Höllenfahrt der Verurteilten.
Erhalten und besonders eindrücklich ist der Höllenschlund am Westende der Kir-
chennordwand. Leider nicht erhalten ist die Fresko-Ausmalung des Chores.

Die beiden gewaltigen Freskenzyklen sind von mindestens zwei verschiedenen
Meistern geschaffen, die sich stilistisch erheblich voneinander unterscheiden. Sicher
ist, daß beide Meister aus Basel gekommen sind: in Basel war durch das Konzil (1431-
1447) die sroße Initialzünduns seseben. welche die Stadt endsültia zur großen
Kulturmetropole am Rheinknie werden ließ. Der hiermit erzielte künstlerische
Aufschwung hielt lange an und strahlte nachhaltig aus. Zu dieser Ausstrahlung gehört
zweifellos die Ausmalung der Kirche in Blansingen. Man hat (u.E. zu Recht) die
Meister der Ausmalung von Blansingen mit dem „Meister von 1446" und mit dem
..Spielkartenmeister'* in Verbindung gebracht. Eine gewisse stilistische Verwandtschaft
besteht mit dem Meister E.S. Als Entstehungszeit der Ausmalung sind die Jahre
1450-1464 anzunehmen.

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