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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 183
(PDF, 60 MB)
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Sehnsucht heraus schreibt er eine seiner ersten Dichtungen, die Novelle "Hochwald",
die zu den herrlichsten Stücken deutscher Prosa gehört.

Bei Stifter braucht die Natur nicht unbedingt schön zu sein. So will sich in der
Erzählung "Kalkstein" der Pfarrer eines Gebirssdorfes nicht versetzen lassen, obwohl
die Landschaft unwirtlich und recht karg ist. Aber sie ist für ihn so. "wie sie Gott
erschaffen hat.... aber manches Mal ist sie auch schön, und zuweilen ist sie schöner
als alle andern in der Welt";'. Man muß sie nur gehörig anschauen.

Der Roman "Die Mappe meines Urgroßvaters" ist die dichterische Verklärung des
Böhmisch-Bayerischen Waldes. Dort wächst der junge Dr. Augustinus als Arzt und
Kulturbringer in eine Lebensgemeinschaft hinein und findet seine Aufgabe im Dienst
am Mitmenschen.

Alle bisher betrachteten Dichter waren zutiefst heimatverbunden, doch bei
Theodor Stonn hat man geradezu von einer "Heimatseligkeit" gesprochen. Als er
nach dem verlorenen deutsch-dänischen Kries von 1848-50 und der damit verbun-
denen Rückkehr der Dänen seine Vaterstadt Husum für 11 Jahre verlassen mußte
und als preußischer Justizbeamter in Potsdam und Heiligenstadt weilte, schrieb er
1854 an Eduard Mörike: "Mir ist aber, seit ich in der Fremde bin. als sei das rechte
warme Productionsvermögen in mir zerstört. Vielleicht wenn ich erst wieder festeren
Boden fasse"4'. Immer sehnt sich Theodor Storm nach Husum zurück, nach
der "grauen Stadt am Meer", wie es in dem Gedicht "Die Stadt" heißt:

Doch hängt mein ganzes Herz an dir.
Du sraue Stadt am Meer:

er

Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir. auf dir.
Du graue Stadt am Meer.

Als Storm dann nach dem Umschwung der politischen Verhältnisse 1864 wieder
in seine Vaterstadt zurückkehren konnte, ließ er das bedrückende Erlebnis seiner
Exilzeit mit dem erlösenden Ausruf hinter sich: "Wedder to Huus". wieder daheim.

Im "Schimmelreiter", der letzten und umfangreichsten seiner rund fünfzig Novellen
, haben dann sein Heimatgefühl und seine Verbundenheit mit der norddeutschen
Landschaft und ihren Menschen den überzeugendsten Ausdruck gefunden.

Aus zeitlichen Gründen kann ich hier nicht näher auf Wilhelm Raabe und Theodor
Fontane eingehen. Doch auch diese großen realistischen Dichter wurzeln in ihrer
Heimat. So ist das Werk des bei Holzminden im Braunschweigischen geborenen
Raabe nicht denkbar ohne die Landschaft des Odfeldes und des Ith. und Fontane
wurde vor allem der Dichter der märkischen Heide, deren unvergleichlichen Zauber
er etwa in seinem größten Roman, dem "Stechlin". meisterhaft eingefangen hat.

Die Hinwendung Hebels und dieser Dichter zur diesseitigen Wirklichkeit ihrer
heimatlichen Landschaft und deren Menschen bedeutet nicht etwa provinzielle Enge,
denn an den dichterischen Gestalten dieser begrenzten Bereiche werden alle großen
Themen der Menschheit aufgezeigt. Deshalb dürfen wir auf diese Dichter auch Goethes

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