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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 185
(PDF, 60 MB)
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Kindheit, darnach ein Distelfink, dann ein Hund in Erlansen. dann einen Kilhasen in
Lörrach, dann wieder einen Distelfink, und iezt das Kätzlein". Später teilten dann eine
Eule und ein Laubfrosch seine Karlsruher Junggesellenwohnung mit ihm. und von
Henriette Hendel bekam er außerdem noch ein Eichhörnchen. Als dann die geliebte
Frau Karlsruhe verließ, schrieb er am 28. Oktober 1809 an Sophie Haufe: "Am
Montag ging sie fort. Seitdem spielen ich und ihr Eichhörnchen, das sie mir schenkte,
zwei betrübte Fi euren miteinander".

In einem Brief an Hitzig vom 18. Juli 1810 grüßt Hebel alle "bis zum Kätzlein. das
auf der Bank sitzt", und in der Kalendergeschichte "Lange Kriegsfuhr" gehört zum
Jobbi sein Lieblingspferd, der Jockli. für den er nach seiner Rückkehr aus dem
Dreißigjährigen Krieg den "Ruhestand" im Stall des Meisters wünscht. Und "zwei
Tage nach dem Jobbi starb auch der Jockli".

Da auch im Realismus jedes Lebewesen sein Daseinsrecht besitzt, sind bei diesen
Dichtern die Parallelen zu Hebel offenkundig.

Bei Jeremias Gotthelf haben wir ebenfalls eine kosmisch geordnete Welt, in der
jedes Lebewesen, ob für uns nützlich oder nicht, seinen ihm gemäßen Platz innehat.
So spricht er im Roman "Käthi. die Großmutter" von Gottes Liebe und Weisheit,
"welche die Mücken geschaffen hat und die Sterne gerundet"l3). In der "Käserei in der
Vehfreude" berichtet Gotthelf von einem fast patriarchalischen Verhältnis zwischen
Mensch und Tier"l4', so daß man eine Kuh geradezu zur Familie rechnet. Diese enge
Lebensgemeinschaft zeigt sich auch etwas skurril in Käthis Hütte, denn des Häuschens
Bewohner waren vier, "eine alte Frau, ein Bub zwischen vier und fünf Jahren
und zwei Hühner, ein schwarzes und ein weißes"l5).

Gottfried Keller sieht den Menschen ebenfalls in einem großen Naturzusammenhang
, so daß er im "Grünen Heinrich" das Lebensgefühl des jungen Heinrich wie folgt
beschreibt: "Es war die hingebende Liebe an alles Gewordene und Bestehende,
welche das Recht und die Bedeutung jeglichen Dinges ehrt und den Zusammenhang
und die Tiefe der Welt empfindet"16). In diesem Sinne heißt es in dem Gedicht "Die
kleine Passion", das vom Sterben eines Mückleins handelt:

Die Äuglein wie ein goldnes Erz
Glänzten mir in das tiefste Herz.

Annette von Droste-Hülshoff war es dann, die in ihren Gedichten das Kleinleben
der Natur entdeckte. Ihre eigentlichen Tiere sind Unke. Igel. Kröte und Schlange. So
heißt es im "Hirtenfeuer":

Unke kauert im Sumpf.
Isel im Grase duckt.
In dem modernden Stumpf
Schlafend die Kröte zuckt.
Und am sandigen Hanse
Rollt sich fester die Schlange.

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