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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 198
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dien mengelirt und verschmolzen, und wo ieder Vogel oberländisch pfeift, und ieder.
selbst der schlechteste Spatz ein Pfarrer und heiliger Evangelist ist. und ieder
Sommervogel ein gemutztes Chorbüblein. und das Weihwasser träufelt unaufhörlich
und glizert an iedem Halm. Da schwelgt ihr Tag für Tag und kennt vor lauter Genuß
den Genuß nicht mehr, während dein armer Parmenideus* alle Morgen oder Abend
nach Beuertheim stoffelt und iedem Baum und iedem Milchweib einen Tritt geben
möchte, und noch von den städtischen Gänslein und Gansern hören muß ..das ist
schön, das ist paradiesisch, da ists göttlich". Nächst dem armen Netoreck** in Rüppur
ist kein beklagenswertheres Huhn aus dem himmlischen Nest verscheucht worden als
ich. und niemand, der euch mehr vermissen und öfter an euch denken kann, als ich.
aber ich bilde mir etwas drauf ein. und gelte etwas bey mir. daß ich mich nun bis ins
dritte Decennium hinein als Fremdling hier ansehe, und ein heimlich mutterendes und
bruttlendes Heimweh in mir herumtragen, und weinen kann, so oft ich den ärmsten
Teufel auf der Welt, einen Oberländer Rekruten sehe. Doch was helfen diese
Jeremiaden?

* Hebels Name in Proteuserbund ** Netoreck =

während seiner Lörracher Zeit Karl Ludwig Hitzig, der Bruder des Briefempfängers

(An Hirzig. 1. Juni 1812)

(Der Röttier Pfarrer Friedrich Wilhelm Hitzig kam 1812 als Pfarrer und Dekan
nach Schopflteim)

Dir werde auf deinem neuen Posten viel Segen und Freude zu theil. Möget ihr nur
gesund bleiben und euch bald gewohnt haben, ohne ein Thränlein im Aug oder
wenigstens im Herzen nach dem Röttier Berg und Schloß hinab zu schauen, wo ihr
so viel Liebe zurück laßt, so werdet ihr gewiß euer Loos segnen.

Mit ist der Wunsch meines Herzens erfüllt. Ich hätte dem Fleck, der mir auf der
ganzen Erde, die doch 9.288.000 Quadratmeilen Oberfläche haben soll, der liebste ist.
keinen andern Bischof gewählt, als dich und dir. wenn dein Schicksal in meinen
Händen stünde, keinen andern Platz, als diesen, wenn er dir werden kann und seyn
wird, was er in meinen Augen ist.

Vielleicht aber weht dich iez Proteus durch die Langenau herv or mit einem andern
Geist an und die Götter des Thals, die Oreaden und Naiaden. die mir auch noch
befreundet sind, reden ein anderes Wörtlein mit dir. als die Burggeister des Bergs.

(An Hitzig. 13. August 1812)

Ist die Nabelschnur, die zerrissene, mit der du an das theure Rötteln angewachsen
warst geheilt? Oder abgesehen von dieser Wunde, wenn sie noch bisweilen zuckt und
nachblutet, wie gefällt es euch allmählig in Schopfheim, und legt sich nach und nach
die neue Umgebung warm und lind an euch an, wie ein Federbett, wenn man ruhig
drinn ligen bleibt, und nicht unaufhörlich strampft. weil man lieber in einem andern
läge, das seine Duhle schon hat. (An Hitzig. 13. Januar 1813)

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