http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0233
(s.o.!) hat zurecht Becks "Entrundungslinie" korrigiert (Seite 21): Rundung hat nicht nur
bewahrt Kleinkems. Blansingen. Welmlingen. Hertingen. Tannenkirch. Riedlingen und
Kandern. sondern auch Eggenen. Auggen. Vögisheim. Feldberg. Schallsingen sowie
Fischenberg und Bürchau. Die von Beck gegebene Linie eignet sich also nicht zur
Abgrenzung des Unteren Markgräflerischen gegen die Obere Markgräfler Mundart.
Eine besondere Mundart weist Beck dem oberen Kandertal zu: er nennt sie
"Mundart des Blauen". Ihre Besonderheit ist die Verzwielautuna der langen Selbst-
laute: Däg ist dort "Daäg" (Tag). ghöld ist "ghouled" (geholt). Diese Endung -ed beim
Mittelwort der Vergangenheit gilt ebenfalls als Besonderheit.
Die Nachbarmundarten
Dann grenzt Beck zu den Nachbarmundarten ab. Seine Unterscheidung zur Hotzen-
wälder Mundart sieht er u.a. in "uä" statt üfe/uffe (hinauf), "brü" statt brün (braun),
"it" statt nit/nüt (nicht), "wä statt was (Fragewort) oder in der anderen Beugungsendung
der 3. Person Mehrzahl: "si findet "statt si finde (sie finden). Beck rechnet das
Obere Wiesental ab Zell zu dieser Hotzenwälder Mundart. Für die Dinkelberger
Mundart, zu der damals - Becks Aufnahme stammt von 1908/09 - auch noch Stetten
zählte sowie Inzlingen, stellt er einen offenen Übergang zur Schweiz fest. Kennzeichnend
ist für ihn die Verschiebung von k zu kch in "wekche" statt wecke (wecken),
"drinkche" statt drinke (trinken) und dann der Ausfall von n vor Reibelaut mit
Verzwielautung des vorangegangenen Selbstlauts: "Choust" statt Chunscht (Ofenkunst
). "Feischter" statt Fenschter. "föif statt fünf oder auch das Gegenüber von
"sächsi" dort und segsi (sechs Uhr) hier im Oberen Markgräflerischen.
Die Grenze zur Mundart von Baselstadt ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß
man dort kein Ch im Anlaut kennt, sondern das K hat (also Kind, Kopf), wodurch
Basel als "niederalemannische Sprachinsel im Hochalemannischen" gilt (so die
Bezeichnung von Maurer), zumal da der nordwestlich angrenzende Sundgau auch das
Ch im Anlaut hat wie das M.
Die Grenze zum Elsässischen. geographisch der Rhein, ist charakterisiert durch die
"Palatalisierung" von langem u zu ü: Hüs ist dort "Hüs" (Haus) oder die Erweiterung von
ä zu a: Fäld ist dort "Faid" (Feld). Die Verkleinerungsendung ist drüben -le gegenüber
unserem -Ii: "Bildle"/gegen Bildli. und bei uns heißt es "er het" und drüben "er hat".
Innengliederung
Beck gliedert dann die Obere Markgräfler Mundart in drei Gebiete: das mittlere und
kleine Wiesental (als WI). das vordere Wiesental (als WII) und das Rebland (als R).
Für Wl - es ist Hebels Mundart - ist kennzeichnend die Länge von mittelhochdeutsch
i,u, vor Doppellaut und vor st: also "pflfe" gegen pfiffe (pfeifen), "Zischtig" gegen
Zischtig (Dienstag), "süfe" gegen suffe (saufen) oder "oiser" gegen unser und "ois"
gegen uns u.a.m.
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