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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 330
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0332
Den größten Anteil hat das ehemals Baden-Durlachische südbadische Gebiet, das
heutige Markgräflerland. darunter Weil. Schopfheim. Kandera. Müllheim. Badenweiler
. Sulzburg. Lörrach (ebenso Haslach bei Freiburg) wurde von Keller, dem wir
Karte Abb. 10 verdanken, weggelassen, da es 1938 dort keine Trachtenträger mehr
gab. Des weiteren das ehemals hachbergische Gebiet der Markgrafen mit Emmendingen
, den evangelischen Kaiserstuhldörfern. Weisweil. Opfingen und Tiengen. Dazu
kommen die gemischt-konfessionellen Dörfer des ehemals Baden-Badischen Gebiets
der Herrschaft Mahlberg (darunter Wagenstadt. Kippenheim. Friesenheim),
dann einige Dörfer der ehemals nassauischen Herrschaft Lahr (Hugsweier und
Langenwinkel) und schließlich die beiden ritterschaftlichen Dörfer Wittenweier und
Schmieheim60'. Kellers Karte zeigt das Verbreitungsgebiet dieser Tracht (dicke
Linien von der Autorin eingezeichnet) sowie den Verbreitungsgrad nach dem Stand
von 1938/396". Die Markgräfler Tracht wurde keineswegs nur in protestantischen
Gebieten getragen, wie alte Fotografien aus dem letzten Jahrhundert zeigen. In den
katholischen Dörfern Tunsei und Eschbach bei Staufen war sie ebenfalls gebräuchlich
.

Nach einer Blütezeit während des Biedermeier (1815-48) kam man in den ländlichen
Gegenden im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund der
sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse vom Tragen der Tracht ab. Immer mehr
junge Leute gingen einem Broterwerb in einer Fabrik nach, w ohnten jedoch überwiegend
noch auf dem Land6:'. Andere traten in der Stadt in Dienst und brachten von dort
die städtische Kleidung, die sie gegen billiges Geld fertig kaufen konnten, mit in die
Dörfer. Man darf nicht vergessen, daß die Herstellung einer Tracht teuer war, auch
wenn es "billigere" Versionen gab. bei welchen beispielsweise die Fransen des
Brusttuchs nicht geknüpft - statt einfach oder gar doppelt geknüpft - waren. Immer
seltener wurde die Tracht getragen, am häufigsten noch von den älteren Frauen. Die
großherzogliche Familie setzte sich daher sehr für deren Erhaltung ein. 1861 erhielt
der Maler Gleichauf vom Großherzog den Auftrag. 20 - 24 Bilder badischer Landestrachten
anzufertigen, die vervielfältigt werden sollten. Man hoffte offenbar, den

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Rückgang der Trachtenkleidung aufzuhalten, indem man schönkolorierte Bilder in
Umlauf brachte63'. Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Verelendung
rückten die ..kleinen Leute" immer stärker ins allgemeine Bewußtsein. Man
wollte genauere Bekanntschaft mit den Zuständen und Anschauungen des gemeinen
Mannes machen, man wollte die verschwindenden Kulturgüter aus dörflich-klein-
städtischen Haushalten sammeln und bewahren64'. 1890 wurde in Karlsruhe mit der
„Sammlung badischer vaterländischer Volkstrachten und Hausgeräte" begonnen.
Man war sich des kulturellen Wandels bewußt und versuchte, das ..badische Volksleben
" in Sammlungen sowie mündlichen und schriftlichen Zeugnissen zu dokumen-
deren6"'. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine badische Trachtenerhaltungsbewegung
, für welche Hansjakob eine Schrift über die Erhaltung der Volkstrachten
beisteuerte66). Für ihn ist die bäuerliche Tracht ein stolzes Standeskleid des
echten, d.h. unverfälschten Bauern, der an Sitte und Tradition festhält6". Seiner
Ansicht nach ist die bäuerliche Tracht von Generation zu Generation weiten'ererbt

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