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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 338
(PDF, 60 MB)
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Auch den kirchlichen Aufgaben kam er gewissenhaft nach. Als Pfarrer und
Seelsorger war er ein treuer Mann. Besonders machte er in seinen Dörfern viele
Krankenbesuche.

In der Vogtei standen drei Kirchen. In Steinen fanden wöchentlich 4 Gottesdienste
statt, wobei der Kirchenrüger auf Ordnung hielt. Zur Christenlehre am Sonntag um
13 Uhr kamen die Konfirmierten aus allen vier Orten. Die Säumigen wurden
eingesperrt. In Höllstein und Hüsingen fanden nur Gottesdienste aus besonderem
Anlaß statt. Das Abendmahl wurde viermal im Jahr gehalten.

Eine große Angelegenheit war die Einführung eines neuen Gesangbuches. Es gab
in der Gemeinde dagegen aber großen Widerstand. Die Armen bekamen das Buch auf
Kosten des "Almosen", sonst kaufte es niemand. Da veranlaßte der Pfarrer, daß ein
besonderer Schlag im Wald getätigt wurde. Aus dem Erlös erhielt dann jede
Haushaituns ein Gesangbuch. So war dieses Problem im Frühjahr 1794 selöst.

Im Pfarrhaus selbst ging es selten erbaulich zu. Sicher hatte der Pfarrer eine große
theologische Bibliothek, und er zog sich immer wieder dahin zurück. Viele Menschen
kamen täglich ins Haus. Wichtig waren vor allem die Visitationen alle drei Jahre. Da
kam der Vorstand der Superintendentur von Sausenburg, der Spezial Sievert von
Auggen. Nicht nur die pfarramtliche Tätigkeit wurde visitiert: schwierige Fälle der
Rechtsprechung standen an. Nicht selten wurde der "Turm" verhängt. Nach dem
Gottesdienst gab es im Pfarrhaus ein Gastmahl mit Spargeln. Spanferkeln und jungen
Hahnen. Auch der Vogt, der Förster und in den Kriegsjahren die einquartierten
Offiziere nahmen daran teil. Nachmittags kamen noch die benachbarten Pfarrer mit
Frauen. Bei Svnoden. die immer im Hochsommer in Kandern absehalten wurden, lud
der Spezial. also der Dekan, die Pfarrer zum Essen ein. Zu Fuß oder zu Pferd erreichte
der Pfarrer Kandern: über Nacht blieb er meistens bei seinem Kollesen in Wollbach.
Bei den Synoden wurde über wichtige Fragen der Gegenwart geredet, früher lateinisch
, dann aber deutsch. Themen waren z.B.: Die neue Ehegesetzgebung. Gesindeordnung
oder "Was tun. wenn die Obrigkeit die Christusreligion verbietet?" (während
der französischen Besetzung).

Das Leben im Pfarrhaus war genau eingeteilt. Morgens um 6 Uhr hatte man die
Morgensuppe schon eingenommen. Nach 10 Uhr wurde zu Mittag gegessen. Für
Halbtagsgänge brach man um 11 Uhr auf. Um 14 Uhr war der Nachmittag schon
vorüber. Um 19 Uhr ist zu Nacht sesessen und aufseräumt. Dann kommen Leute aus
dem Dorf zum "Licht": Der Vogt, der Förster und andere. Die Frauen bringen das
Spinnrad mit. Der Pfarrer sitzt meistens höchstens eine Stunde dabei: dann geht er in
die Studierstube. Um 22 Uhr sind alle Lichter gelöscht. Das Tagwerk ist also genau
geregelt. Wegen seiner vielen Aufgaben hat der Pfarrer keine Möglichkeit, im
Hauswesen mitzuwirken. Besonders widmet er sich seinen Söhnen, denen er Latein
beibringt, bevor sie ins Pädagogium nach Lörrach gehen. Die Frau Pfarrer regiert
das ganze Hauswesen umsichtig und tatkräftig. Nicht nur für die Küche, das Haus und
den Garten war sie verantwortlich, sondern auch für das Vieh. Mit ihrer ältesten
Tochter, zwei Pfarrmägden und einem Knecht wurde alles in guter Ordnung gehalten
.

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