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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 341
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0343
untergebracht. Mit Wein und Kirschwasser hielt der Pfarrer die Husaren bei guter
Laune. Die trübste Einquartierung bestand aus preußischen und österreichischen
Gefangenen, die von Frankreich zurückkamen, denn sie waren ausgehungert, elend
und zerlumpt. Die Frauen des Dorfes kochten für die Soldaten, die Männer mußten
zum Schanzen. Oft kamen Befehle zu Naturallieferungen. So hatte man z.B. 6000
Zentner Heu und 14000 Metz Hafer ins Magazin nach Binzen zu liefern: den ganzen
Sonntag über mußten die Leute dreschen, daß das möglich war.

Trotz allem trug die Bevölkerung diese Last, denn sie wußte: Haben wir die Kaiserlichen
nicht haben wir die Franzosen. Voller Angst wartete man auf ihren Angriff. In
Wirklichkeit war die Gefahr gar nicht so groß, denn die Bauemburschen im Elsaß, die
zu den Waffen gerufen wurden, warfen ihre Gewehre weg, sobald es ging. Doch die
Jakobiner in Paris drängten die Generäle zum Angriff. Am 17. September 1793
überschritten die französischen Heeresabteilungen dann den Rhein, auch bei Hüningen.
Voller Angst flüchteten die Menschen. Es war ein Tag des Schreckens. In Binzen wollte
man schon das Magazin anstecken. In Kandern Stenn alle Straßen voll mit "geflüchteten
Sachen" aus den vorderen Gemeinden. Die Fenster zittern im Kanonendonner. Abends
kam dann die Nachricht, daß der Angriff abgeschlagen wurde. 1200 Mann der Angreifer
waren tot oder gefangen. Nach Aussagen von Gefangenen hatte man sie mit Gewalt über
den Rhein getrieben. Sie warfen ihre Waffen weg und winkten mit ihren Nastüchem. Es
ging ein Aufatmen durch die Dörfer.

Gegen Ende des Monats kamen namhafte Verstärkungen. Am Totensonntag 1793
wurden Dankgottesdienste abgehalten. Aber bald hörte man. daß die ins Elsaß
eingefallenen deutschen Truppen von dort wieder vertrieben worden waren.

Der Anfang des Jahres 1794 war wieder voller Schrecken und Panik. Viele suchten
in Basel Zuflucht. Geschlagene deutsche Truppen, zerlumpt und abgemattet, wurden
in Steinen versorgt. Im Sommer 1794 hörte man dann wieder Schlimmes: Die
Franzosen rücken überall vor. So ging es hin und her. 1794 wurde eine Landmiliz
aufgestellt, und alle Männer zwischen 18 und 50 Jahren werden nun bewaffnet und
müssen exerzieren. Eingesetzt wurden sie aber nie. Sonst ließ die Zucht der Soldaten
immer mehr nach; Mordtaten und Überfälle häuften sich. Einmal kam die Pfarrerstochter
Christine bei Weitenau gerade noch mit dem Schrecken davon, als ihr im Wald
zwei wilde Soldaten begegneten.

Eine große Rolle spielte auch der Schmuggel. Auf Schleichwegen wird vieles nach
Basel geschafft, wo es teuer bezahlt wird. Viele Pferde und Kühe kommen auf
geheimen Wegen in die Schweiz, obwohl die Kaiserlichen einen eigenen Spionagedienst
eingerichtet hatten. Eine ganze Reihe von Leuten aus Steinen wurde erwischt
und schwer bestraft. - Es gab in den Dörfern wie überall zuverlässige Leute und
andere, die im Trüben fischten. Der Pfarrer schreibt 1796: "Die Armen, besonders die
liederlich Armen freuen sich auf die Franzosen. Sie meinen, sie bekämen dann große
Bauernhöfe und die Reichen würden ihre Tagelöhner. Es ist traurig. Es ist kein
Vertrauen mehr unter den Leuten".

Bis Juni 1796 herrschte eine kurze Zeit Waffenruhe, und man hoffte auf dauerhaften
Frieden. Die Heuernte stand vor der Tür, doch da ging ein gewaltiges Gewitter

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