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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 342
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hernieder. Hagel so groß wie Taubeneier. Dauerregen setzte ein, und das Heu
verfaulte auf den Wiesen. Der Krieg trat in eine neue Phase. Schwere Fronden wurden
wieder verlangt. Pferde mußten abgegeben werden. Am 24. Juni 1796 hörte man dann
wieder die Kanonen, so daß Panik und Angst die Folge waren.

Bald wurde bekannt, daß die österreichischen Soldaten auf dem Rückzug wären.
Mitte Juli 1796 war es dann soweit, und in aller Stille zogen die Österreicher ab. Dabei
kamen auch Plünderungen vor, aber die Angst vor den nachfolgenden Franzosen war
größer. Die Leute vergruben oder versteckten wieder ihre Wertgegenstände.

Am 16. Juli trafen die ersten Franzosen in Lörrach ein. Es ging dann alles besser als
erwartet, denn in einigermaßen gutem Einvernehmen lebten die Einheimischen und
die Besatzer miteinander. Am 23. Juli wurde in Lörrach ein "Freiheitsbaum" aufgestellt
. In Ruhe und Ordnung zogen die französischen Truppen durchs Land. Am 21.
Juli kommen 8 Artilleristen ins Steinener Pfarrhaus, trinken einige Bouteillen Wein
und ziehen friedlich weiter. Später wurden die französischen Soldaten deutlich
anspruchsvoller. Es war für das badische Oberland eine schwere Zeit. Jetzt müssen
die Leute für die Franzosen fronden, und so versandet die Franzosenbegeisterung
rasch. Der französische Kommandierende. General Jung, hatte immer wieder provoziert
: Oberamtsrat Hugo in Lörrach wurde persönlich von ihm niedergeschlagen und
seine Frau mißhandelt. Angeblich sollten sie Emigrierte unterstützt haben. Die
Berufung auf den Markgrafen nützte ihm nichts. Er erhielt einen Faustschlag ins
Gesicht. "Je te montrai qui plus est que le marcgrave". Und er wurde nach Hüningen
verschleppt. In der Kanzlei fraßen die Franzosen auf, was sie fanden. Der General
wurde deshalb bald abberufen und durch einen freundlichen, gerechten Nachfolger
ersetzt. - Danach war es eine große Beruhigung, als Ende 1796 ein Waffenstillstand
verkündet wurde, allerdings unter harten Bedingungen. Innerhalb von zwei Monaten
mußte eine Menge Pferde. Ochsen. Getreide. Heu usw. geliefert werden. Und eine
Menge Geld. Die Gemeinden wurden mit hohen Steuern belegt.

Trotz allem ging der Krieg weiter. Im September 1796 waren die Franzosen aber
schon wieder auf dem Rückzug. Schmutzig und zerlumpt kamen sie durchs Wiesental
- Richtung Frankreich. Was sie in Schwaben geplündert hatten, verkauften sie jetzt
billig.

CT

In Steinen wurde es vom 21. bis 25. Oktober 1796 noch einmal schlimm, denn
unvermutet brachen 1000 Franzosen in den Ort ein. Lärmend und fluchend nahmen
sie, was sie kriegen konnten. Jeder Bürger hatte 10 bis 15 Mann zu verköstigen. Diese
stellten hohe Forderungen. Schwarzbrot wurde vom Tisch gefegt, denn sie wollten
Wein, Weißbrot, Käse, Fleisch und Dinge, die die Bauern gar nicht kannten. Es gab
ausgedehnte Gelage bis tief in die Nacht hinein. Die Familien wurden jeweils in eine
Stube gesperrt, und die Soldaten machten sich im ganzen Hause breit. Die Gemeinden
wurden mit unerschwinglichen Kontributionen belegt. Steinen hatte in 24 Stunden
100 Paar brauchbare Schuhe, 1000 Bouteillen Wein und eine Menge Lebensmittel
sowie Hafer, Heu und Stroh zu liefern. Am schlimmsten waren diese Tage für Vogt
und Pfarrer, denn diese mußten für alles sorgen. Im Pfarrhaus hatte sich der Chef der
Truppen mit seinem Gefolge einquartiert. Darunter waren schwäbische Bauern, die

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