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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 360
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0362
Schon im Jahr 1780 meldete der Haseler Pfarrer Nikolaus Friedrich Hess, daß die
Türe wahrscheinlich von Fremden gewaltsam geöffnet, unbrauchbar gemacht und
auch in der Höhle vieles ruiniert wurde: 1804 vermutete der Haseler Vogt Johan Jacob
Andris die Österreicher hinter ähnlichen Taten, und 1865 beschuldigte der Haseler
Fabrikant Johann Georg Meyer die reisenden Engländer, Lords und Gentlemen. daß
sie so lange Tropfsteine abbrechen würden, bis sie ein passendes Andenken gefunden
haben45'.

Der Schopfheimer Bezirksförster Carl Bayer beschreibt 1867, wie noch im 18.
Jahrhundert Tropfsteine abgeschlagen und wagenladungsweise als Gartenverzierungen
nach Basel geführt wurden, und daß in der Gegend liegendes Militärpersonal in
den Jahren 1848/49 die Erdmanns Höhle ausplünderte. Bayer ist auch die letzte
Quelle, die von der Existenz der Orgelpfeifen in der Hinteren Bachhöhle berichtet
(Abb. 6). mehrerer bis zu vier Fuß dicker und 13 Fuß langer Stalaktiten, die aber schon
1884 im ersten kommerziellen Höhlenführer von Samuel Pletscher als abgeschlagen
bezeichnet wurden46'.

Auch unter den letzten Militärbesatzern soll die Erdmanns Höhle Schauplatz
größerer Beschädigungen gewesen sein.

Können diese Beispiele nur exemplarisch für viele andere stehen, so ist erstaunlich,
daß bisher nur eine Person bekannt ist, die für Tropfsteindiebstahl auch bestraft
wurde. Ein Fabrikarbeiter aus Urberg setzte sich am Sonntag, dem 8.9.1901, im
Rittersaal von einer Besuchergruppe ab: bei der folgenden Führung entdeckte man,
daß beim Kegelspiel, einer ehemals neunteiligen Stalakmitengruppe in der Klause/
Rittersaal, ein Tropfstein fehlte. Im Gasthaus zur Erdmanns Höhle wurde der Täter
überführt, da er die Beute an einen anwesenden Unteroffizier verkauft hatte, worauf
eine Verurteilung wegen Hausfriedensbruch und Diebstahl zu einer Woche Gefängnis
folgte47'.

Schließlich muß auch davon ausgegangen werden, daß nicht nur der sukzessive
Ausbau für den Schauhöhlenbetrieb, die Anpassung an die Erfordernisse von Bequemlichkeit
und Sicherheit durch Einebnen des Besucherweges der Erdmanns
Höhle letztlich viel von deren ursprünglicher Natürlichkeit genommen hat. sondern
auch dubiose Touristenattraktionen ihre Opfer forderten, wie den angeblich Hohlen
Tropfstein/Fürstengrufi. der durch jahrzehntelanges Anschlagen irreversibel geschädigt
wurde.

Wann der Haseler Vogt die ihm übertragene Schlüsselgewalt über die Erdmanns
Höhle abgab, ist unbekannt. Da der Rentkammerassessor Groos aber noch 1800
v orschlug. den Höhlenschlüssel einem besonderen Manne anzuvertrauen, dürfte dies
der Haseler Schulmeister Christoph Häckher, der seinem Vater Johann Dietrich im
Amte folgte, gewesen sein, der von Lembke 1803 erstmals als aufsichtshabender
Höhlenführer genannt wird, wobei wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner
Verurteilung wegen Wilderns der Haseler Vogt ihm den Schlüssel im gleichen Jahr
wieder abnehmen mußte 48).

In der Folgezeit übernahm wieder der Haseler Vogt mit dem Zimmermann Hans
Jerg Jost den Höhlenführungsdienst, bis er Mitte 1810 für etwa ein Jahr dem Müller

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