http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0063
werden. Das größte Hindernis aber bildete der aus dem Feldberggebiet herabkommende
Wiese-Gletscher, der als der größte aller Schwarzwaldgletscher gilt. Vor
seiner linken Flanke türmten sich in dem nun geweiteten Tal unvorstellbare Eismassen
, deren Mindesthöhe durch Geschiebefunde auf der Geschwenderhalde
(972 m) bestimmt werden kann. Diese Mindesthöhe ist mit 380 m über Grund
nachgewiesen. Sie war aber wahrscheinlich höher.
Wer von Geschwend her nach Präg fährt, sieht im Gelände zerstreut zahlreiche
Geschiebereste. Besonders auf der rechten (südlichen) Talseite liegen Blöcke von
beachtlicher Größe. Wenn sich der Talkessel dann weitet, erblickt man die sogenannte
„Präger Terrasse", auf der ein Großteil des Dorfes erbaut ist. Man kommt
leicht in Versuchung, sie als Endmoräne eines späten Eisschubs zu deuten. In
Wirklichkeit handelt es sich aber um das Aufschüttungsdelta eines Schmelzwassersees
: Als die Kaltzeit sich ihrem Ende näherte, schmolz zuerst der Schweine-
bächle-Gletscher. der durch seine Lage wohl am meisten Sonne erhalten hatte.
Seine und des Wildbodenbächle-Gletschers Schmelzwässer sammelten sich nun
hinter der Eisbarriere des Talkessels und lagerten am Grund die mitgeführten
Geschiebe und Sande als Deltasedimente ab. Das Schwinden dieser beiden kleineren
Gletscher bot nun dem Weißenbach-Gletscher Raum zur Ausdehnung.
Infolge seiner Nordhanglage und des großen Nährgebietes im Hochkopfraum
konnte er sich recht lange halten. Sein Zungenende ist gleichzeitig das Südende
des Schmelzwassersees. Deshalb füllt die Präger Terrasse das obere Tal nach
Süden hin nicht aus. Verschiedene Temperaturstadien bewirkten verschiedene Eis-
und Abflußzustände, deren Stadien an der Terrasse sehr gut sichtbar sind: Der
Betrachter kann zum Beispiel von den auf dem Nordteil der Terrasse erbauten
Häusern nur die Dächer sehen. Der untere Teil der Gebäude verschwindet hinter
einem Wall. Auf der Südseite, wo der Abfluß lag. sind sehr deutlich mehrere
Terrassen sichtbar.
Im Rahmen einer Talbegehung wären schließlich noch einige Gletschermühlen
zu erwähnen, die sich im oberen Prägbach befinden. Sie liegen im Bachbett unweit
der großen Kurve der Straße, die nach Todtmoos führt, und zwar oberhalb
der Wachtbrücke an der Abzweigung zu den Präger Böden. Eine Suche empfiehlt
sich aber nur bei geringer Wasserführung des Baches. Wenn das Wasser sprudelnd
über die Steine springt, sind sie kaum zu sehen.
Literatur
August Göller: Gletscherspuren im Tal gebiet der Großen Wiese, 1952
Pfannenstiel/Rahm: Die würmzeitlichen Gletscher des Talkessels von Präg (Ber. Naturf. Ges. Freiburg
1961)
Rathjens: Das Problem der Gliederung des Eiszeitalters.......(Münchner Geogr. Hefte 1954)
K. Müller: Der Feldberg (Bielefelds Verlag. Freiburg 1948)
Fr. Wilhelm: Hydrologie-Glaziologie (Das geogr. Seminar. Westermann. 1966)
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