http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0075
ganz spontan unter den Bewohnern des Amtsstädtchens das Gerücht verbreitete,
die Franzosen hätten sich Schönau genähert.
Nach Errichtung des Webereianbaues erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten
bei Iselin laufend. Jetzt war man sogar auf auswärtige Arbeiter angewiesen, so daß
man sich genötigt sah. der bestehenden Wohnungsnot Abhilfe zu schaffen. Das
Verhältnis zur Belegschaft und zur Gemeinde wurde zusehends besser. Eine Betriebskrankenkasse
wurde eingerichtet und ein großes Wohnhaus mit sechzehn
Wohneinheiten für Arbeiter erstellt. Das Wohnhaus war damals zweistöckig gebaut
und ist in den folgenden Jahren durch zwei weitere Stockwerke aufgerichtet
worden. Um diese Zeit wird auch ein Herr Fischesser erwähnt, der bis etwa 1890
Direktor des Iselinschen Fabrikgeschäftes war. Herr Fischesser, ein gebürtiger
Elsässer, ist auch einige Jahre Mitglied des Gemeinderates in Schönau gewesen.
An dieser Stelle sei eine kleine Episode vermerkt. Im Jahre 1961 erzählte eine
ehemalige Beschäftigte der Firma. Fräulein Appolonia Strohmaier aus Bischmatt,
dem Verfasser dieses Beitrages folgendes:
Sie sei im Jahre 1877 mit 12 Jahren in die Firma eingetreten. Mit ihr gingen drei
Schwestern ebenfalls mit zu "Iselins". Eine Schwester starb bald darauf, die andere
mit 21 Jahren, und die dritte blieb bis zu ihrer Verheiratung mit 38 Jahren bei
Iselin. Fräulein Strohmaier erinnerte sich noch genau, daß sie, aus der Schule nach
Hause zurückgekehrt, sofort das Mittagessen eingenommen habe und sich eiligen
Schrittes auf den Weg zum "Brand" machte. Von 13 bis 19 Uhr wurde dann
gearbeitet, mit einer halben Stunde Pause. In der Pause wurde das Vesperbrot
verspeist, und dann spielte man bis zum Ende der Pause im Holzschopf. Innerhalb
vier Wochen bekam sie sieben Mark Lohn. Bald nach Eintritt in die Firma lernte
sie zuerst das Spulen, dann das Zetteln. Als Fräulein Strohmaier die Schule verließ
, mußte sie das Weben lernen, wobei ihre Schwester sie einarbeitete. Zunächst
bediente sie zwei Webstühle, später drei. In dieser Zeit arbeitete sie von morgens
7 Uhr bis abends 19 Uhr, bei einer einstündigen Mittagspause. Die Webstühle
standen in einem Saal, der vier Abteilungen hatte, und zwar mit je einem Meister.
Ihr Meister hieß Cornel Karle, der in Böllen wohnte. Als einmal ihre Mutter krank
wurde, erlaubte Herr Iselin sen., daß eine Schwester abwechselnd zu Hause bleiben
durfte.
Die Jahre nach 1875
Im Juni 1875 wurde in einer urkundlichen Eintragung vermerkt: "In der Firma
Iselin & Cie. ist nicht mehr als solidarischer Teilhaber interessiert: Theodor Sa-
rasin-Bischoff. Die Commandite Beteiligung von Isaac Iselin-Burckhardt und Rudolf
Merian-Iselin sind erloschen".
Im Jahre 1888 wird der Bau einer Lagerhalle geplant. Diese ist dann im folgenden
Jahr an das Wohnhaus des Direktors, welches im Jahre 1837 gebaut wurde,
angefügt worden. In diesem Wohnhaus wohnten zuletzt nacheinander der Leiter
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