http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0096
Obwohl Rudolf in Sachsen zahlreiche Anhänger hatte, waren viele Bischöfe und das
Bürgertum mancher Städte seine unerbittlichen Feinde. Für Heinrich aber blieb er ein
gefährlicher Gegner, zumal auch Otto von Northeim, der unter der Mitwirkung
Rudolfs sein Herzogtum verloren hatte, sich an die Seite des Gegenkönigs stellte, in
der Hoffnung, auf diese Weise seine alten Rechte zu erlangen. Für Rudolf bedeutete
die beträchtliche Anhängerschaft in Bayern eine wesentliche Unterstützung. Als
konträre Maßnahme entzog Heinrich seinem Schwager das Herzogtum Schwaben,
zugleich alle Lehen und Würden und erklärte ihn des Todes schuldig. Zu Feinden
geworden, stellten Rudolf wie Heinrich Heere auf, und bei Mellrichstadt in Thüringen
schlug Rudolf vernichtend das gegnerische Bauernheer. Dagegen wüteten in Schwaben
um 1079 furchtbare Kämpfe, in denen das Land am Hochrhein besonders litt,
denn Heinrich hatte das Herzogtum, das inzwischen von Rudolfs Sohn Bertold regiert
wurde, dem Hohenstaufer Friedrich überlassen, der im Jahre 1105 starb. Nur die
Zähringer, spätere Gründer Rheinfeldens und anderer Städte, blieben im Gefolge
Rudolfs. Dieser verheiratete auch seine Tochter Agnes an Bertold II. und schuf damit
die Grundlage und Größe dieses Geschlechts, das nach Rudolfs Tod mit den
Städtegründungen in der Schweiz eine völlig neue Geschichtsepoche schuf.
Die Bemühungen von Papst Gregor VI., die beiden Gegner zu versöhnen, blieben
erfolglos, und im Januar des folgenden Jahres kam es erneut bei Flachsheim in der
Nähe von Hohensalza in Thüringen zu schweren Kämpfen, in denen Rudolf abermals
Sieger blieb.
Politischer Druck seitens der Sachsen zwang den Papst zum Rückzug, der in der
nächsten Fastensynode den Bann gegen Heinrich IV. verlängerte. Dieser konterte mit
der Ernennung eines Gegenpapstes, der unverzüglich den neuen König mit seinem
Anhang verfluchte. Gregor VII. und Rudolf waren jetzt auf Leib und Leben aufeinander
angewiesen, und Heinrich rüstete ein Heer gegen die Sachsen, in der Erwartung,
mit deren Ausscheiden seinen Gegner entscheidend zu treffen. An der Unstrut, einem
Nebenfluß der thüringischen Saale, stießen die beiden Heere zusammen, und Heinrich
gelang es, die Scharen Rudolfs zu zerstreuen. Rudolf konnte seine Truppen aber
sammeln und in einer mörderischen Schlacht wohl zum Sieg führen, doch sie hatte
den Untergang des Hauses Rheinfelden im Gefolge.
Die Schlacht von Hohenmölsen (1080)
Mit akribischer Genauigkeit schildert Meyer von Knonau die Vorgänge im Saaletal
. Rudolf konnte seine Scharen wieder sammeln, und als Heinrich vorrückte, stieß
er auf eine geordnete Abwehr, in der Rudolfs Taktik noch heute Bewunderung
auslösen muß, denn er hatte bewußt seine Truppe ohne Pferde eingesetzt, um in dem
sumpfigen Gelände beweglicher zu agieren. Fast ironisch mutet es an, daß auch hier
Bischöfe und Geistliche Gott um Hilfe für die Kämpfer anflehten. Dazu wurde der
Psalm Asaphs „Gott, dessen die Rache ist. Herr Gott erscheine!" gesungen. Dabei
kamen sich am Ufereines Baches die Könige mit ihren Kämpfern so nahe, daß sie sich
94
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0096