http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0104
Direktoriums, mit deutschen Fürsten lieber zu paktieren als Republiken einzurichten,
schon vorweg? Oder handelte er im Einvernehmen mit Barthelemy, der im Herzen
keinesfalls jakobinisch gesinnt war, bestenfalls girondistisch. wenn nicht - noch
immer - royalistisch und auch in der Schweiz den bestehenden Zuständen gegenüber
sehr freundlich gesinnt? Die Träger der republikanischen Verschwörung, allen voran
Jägerschmidt und List, sahen sich desavouiert.
Die Niederlagen der französischen Armee in Süddeutschland räumten alle Pläne,
im Schutz Frankreichs süddeutsche Republiken einzurichten, hinweg. Die Armee
unter General Moreaus Kommando zog sich am 26. Oktober 1796 über den Rhein bei
Hüningen zurück, kaiserliche Soldaten rückten in Baden ein und benahmen sich noch
unfreundlicher als vorher die Franzosen.
Dann änderten die Erfolge Bonapartes in Oberitalien auch nördlich der Alpen und
am Rhein die militärisch-politische Situation. Die Kaiserlichen gerieten in die
Defensive, Moreau überschritt am 20. April 1797 erneut den Rhein, nahm Kehl im
Handstreich. Nach dem Staatsstreich vom 18. Fructidor, der das Gespenst einer
royalistischen Gegenrevolution in Frankreich definitiv vertrieb, wurde am 17. Oktober
der Friede von Campoformio geschlossen, in dessen Geheimartikeln der Kaiser
gegen die Annexion des Erzbistums Salzburg und des bayerischen Innviertels das
ganze linke Rheinufer von Basel bis Andernach preisgab. Damit schien der Weg frei
für die Schaffung der linksrheinischen, der cisrhenanischen Republik von Landau bis
Düsseldorf. Aber das Direktorium dachte nach dem 18. Fructidor schon weiter, die
Reunion der linksrheinischen Gebiete mit Frankreich wurde das Ziel. Das sollte auf
dem für den Spätherbst 1797 anberaumten Rastatter Kongreß ausgehandelt werden,
Frankreich postulierte den Rhein als natürliche Grenze im Osten. Oberkommandierender
der Rheinarmee wurde nun Pierre Francois Charles Augereau, also derselbe
Mann, der in Paris den Staatsstreich durchgeführt hatte. Das einstige jakobinische
Postulat, Frankreich mit einem Ring befreundeter Republiken zu umgeben, entsprach
seinen Vorstellungen; die republikanische Bewegung in West- und Süddeutschland
und nun eben auch in der Schweiz erhielt Anfang 1798 einen gewaltigen Auftrieb.
Die Kräfte, die sich 1796 geregt hatten, waren sofort wieder da, mit ihnen die
Personen, die sie wachgerufen hatten, also die List, Jägerschmidt, in Paris Andreas
Georg Friedrich Rebmann, der Kontakt zu Ochs, der führenden Figur für die
Gründung der Helvetischen Republik, hatte. Ihr Zentrum wurde wiederum Basel, sie
trafen sich im Eglinschen Kaffeehaus und im „Drachen" des Bierbrauers Erlacher.
Vom französischen Geschäftsträger in Basel, Mengaud. der den ins Direktorium
berufenen und am 18. Fructidor gestürzten Barthelemy abgelöst hatte, wurde in Basel
eine weitere Person namens Meier, Meyer, Maier, gelegentlich auch Müller, protegiert
. Das waren Decknamen, in Wirklichkeit handelte es sich um den aus Ettenheim
stammenden, aus dem Kloster Ettenheimmünster ausgetretenen Karl Fahrländer, der
1796 als Soldat freiwillig in der Vendee gekämpft und sich jetzt der republikanischen
Sache verschrieben hatte.
Die helvetische Staatsumwälzung vollzog sich nach einem Muster, das auch den
süddeutschen Republikanern vorschwebte: Die sogenannten Patrioten sollten den
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