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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 104
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0106
einverleibt zu haben". Am Hof des Markarafen war davon die Rede. ..daß. wenn es den
Franzosen gelingen sollte, noch einmal vorzudringen und sich in Württemberg und in
dem übrigen Schwaben zu halten, eine schwäbische Republik errichtet und diese mit der
helvetischen in Verbindung gesetzt würde". Theremin formulierte es im März 1799
Talleyrand gegenüber so: „Sie alle (gemeint sind die deutschen Republikaner) neigen zu
einer Vereinigung mit der helvetischen Republik". Der altgesinnte Abt von St. Peter,
Ignaz Speckje, hatte schon am 6. Februar 1798 seinem Tagebuch anvertraut, ..daß die
Franzosen die Absicht verfolgten, eine schwäbische Republik zu errichten und mit der
schweizerischen zu vereinigen". Der im Auftrag von Ulm in Paris verhandelnde
Deputierte Bärenstecher alias J.G. Müller gelangte über Ochs an das Helvetische
Direktorium, dem er darlegte, wie wichtig es für die Schweiz sei, „mit Schwaben als einer
Art Republik in einem schwesterlichen Bunde vereinigt zu sein". Cesar de La Harpe,
helvetischer Direktor, schrieb am 19. Februar 1799 an den helvetischen Gesandten in
Paris: „Die Schwaben lassen uns fragen, ob wir sie wollen. Sie warten nur auf den
Augenblick sich zu erheben".

Im Sommer 1799 erschien von Karl Fahrländer eine Denkschrift über die Vereinigung
eines Teiles von Deutschland mit Helvetien. Er war inzwischen nach der
Schweiz übergesiedelt, stand in enger Verbindung zu Philipp Albert Stapfer. dem
helvetischen Minister für Wissenschaft und schöne Künste. (In dessen Nachlaß
entdeckte Alfred Rufer 1946 den ausführlichen Text). Schweizerische Annexionsgelüste
lassen sich nicht erkennen, die ganze Argumentation versucht vielmehr, eine
solche schwäbisch-schweizerische Staatsgründung aus den damaligen Machtverhältnissen
zu legitimieren. Das hieß: Frankreich kann kein Interesse daran haben, in
seinem Vorhof gegen das Reich nur über kleine, unbedeutende und abhängige
Republiken zu verfügen, sondern es müßte sich auf eigenständige, ihm freilich
freundlich gesinnte und potente Staaten im Sinn einer Scheidemauer gegen Österreich
verlassen können. Eine solche süddeutsche-helvetische Republik läge als
Gegengewicht zu Österreich auch im Interesse Preußens.

Die Schlußfolgerungen, die Fahrländer zog, lauteten: „Helvetien muß unabhängig
erklärt werden. Helvetien muß durch Vereinigung mit anderen Staaten zu einem
selbständigen wichtigen Staate erhoben werden. Nach und vermittels dieser Vereinigung
muß Helvetien zur Handhabung der Republiken und zur Herstellung des Gleichgewichtes
des politischen und merkantilischen Zustandes von Europa beitragen".

Wie ernsthaft war dieser Versuch? Ernsthaft genug, um eine württembergische
Untersuchungskommission am 25. Februar 1800 schreiben zu lassen: „Der Plan der
Häupter der Gesellschaft (in Süddeutschland) geht auf die Vereinigung eines beträchtlichen
Teils der Länder auf dem rechten Rheinufer und der Helvetischen
Republik: der Plan vieler diesseitiger Mitglieder auf eine eigene von Helvetien
unabhängige Republik". Deutlicher gesagt: Die Führung dachte grenzüberschreitend
, die einzelnen Leute wünschten sich den bisherigen Staat in einer neuen Form.

Aber die Entwicklung der militärischen Operation, der Kampf zwischen Erzherzog
Karl und General Massena in der Schweiz und in Süddeutschland, ließ diese
politischen Pläne welken.

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