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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 109
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tungen von Seiten Napoleons und Talleyrands erlangte Reitzenstein nicht; das
Hauptgeschäft blieb die Aufteilung Schwabens unter die drei Kronen, damit die
endgültige Auflösung des Reiches.

Am 12. Juli 1806 war der Vertrag, mit dem sich die drei süddeutschen Herrschaftshäuser
sowie weitere zwölf Reichsfürsten vom Reich lossagten und unter Napoleons
Protektorat in ein ständiges Bundesverhältnis zu Frankreich traten, unterschriftsfertig

- der sogenannte Rheinbund war geboren. Bayern und Württemberg sahen sich zu
Königreichen befördert. Baden nur zu einem Großherzogtum ..mit Rechten und Ehren
königlicher Würde".

War das eine absichtlich herabstufende Mißachtung von Seiten Napoleons, ein
Streich Talleyrands. ein Intrigen-Erfolg der Höfe in Stuttgart und München, ein
treuherziger Verzicht des im Herzen noch immer dem Reichsoberhaupt ergebenen
Markgrafen Karl Friedrich? (Dieser verlor, da das Reich zu existieren aufhörte, auch
die soeben erworbene Kurwürde). Die Nachforschungen von Gustav Steiner haben
schon 1918 nachgewiesen, daß der im Ansehen reduzierte Titel eines Großherzogs
von Reitzenstein selber gewollt war, und zwar nur vorläufig. Denn König sollte ein
badischer Fürst erst dann werden, wenn sein Gebiet stattlich genug geworden wäre,
auf deutsch: wenn er auch die Schweiz hätte annektieren können. Oder in den Worten
Reitzensteins: .Diese Erhöhung (der Prinzessin Stephanie zur Königin) setzt beträchtliche
Vergrößerungen voraus, damit die neue königliche Würde nicht ein bloßes
Wortspiel bleibt". Oder: „Wenn der Kaiser will, daß seine Tochter Königin sei. muß
er ihr ein Königreich geben". Der Königstitel sei so lange abzulehnen, bis der
Großherzog in die Lage versetzt sei, weniger den Titel eines Königs von Baden als von
Helvetien oder Alemannien zu nehmen. Beharrlich versuchte Reitzenstein. diesen
vorläufigen Titelverzicht als Hebel zum Anschluß mindestens der deutschen Schweiz
an Baden zu benutzen.

Diese Bestrebungen blieben der damaligen Öffentlichkeit sowohl in Süddeutschland
wie in der Schweiz verborgen. Einer aber sah sie deutlicher, ausgerüstet mit
diplomatischer Erfahrung und im erhöhten Beobachtungsposten Paris niedergelassen
: Philipp Albert Stapfer. der frühere helvetische Minister. Ihm wurde klar, daß der
Schweiz Annexionen drohten, mehrfache möglicherweise. Napoleon eile der Erneuerung
des abendländischen Kaisertums zu. die Schweiz dürfe dann, in einer Art von
Administrativ-Unabhängigkeit, wie eine Oase im neurömischen Monarchenstaat
vegetieren. ..teils der Ökonomie an Geld und Leuten, teils des philanthropischen
Prunks wegen". Aber er war - im Unterschied zum schweizerischen Gesandten
Antoine Constantin Maillardoz (nach Stapfer ein bornierter, unbedeutender Mensch)

- auch ziemlich sicher, daß Napoleon selber den Plan einer Vereinigung mit Baden
nicht wünschte, weil die Schweiz keine kostspielige Regierung vertrüge und dem
unruhigen Geist der Gebirgsvölker nur mit beträchtlichen und lästigen Garnisonen
beizukommen wäre. Er notierte, daß ..die Kostspieligkeit des schon geschenkten und
noch zu schenkenden Königstitels und die Notwendigkeit einer Vergrößerung auf
unsere Unkosten" einstweilen abgewiesen worden seien. Beruhigend war für Stapfer
auch, daß der hochbetagte Großherzog Karl Friedrich, dem die geheimen Pläne

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