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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 125
(PDF, 34 MB)
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Jungen da. Da kann man sich leicht vorstellen, wieviele Lichter auf einmal brannten.
Oft schien es. als ob der ganze Herrenzimmertisch in Flammen gehüllt wäre. Da gab
es einen Schreck und „Schnell die Bretter weg in den Ofen!" Es ist aber nie etwas
passiert.

Channukah ist auch die Zeit eines besonderen Spiels, des Trendeins, gewesen. Der
Trendel war halb Würfel, halb Kreisel und trug auf seinen vier Seitenflächen die
hebräischen Buchstaben Nun. Gimmel. He und Sin. Eigentlich waren sie die Anfangsbuchstaben
eines hebräischen Spruchs ..Ein großes Wunder war dort", aber wir
lasen sie so: Kam Nun nach oben, gab" s nichts, bei Gimmel ganz, bei He halb, und bei
Sin hieß es stelle, das bedeutete ..zahle". Gespielt haben wir um Nüsse.

Geschenke gab es an Channukah nur für uns Kinder, manchmal mußten wir dazu
auch ein wenig drängeln! So bekam ich einmal eine neue Laubsäge, ein andermal eine
neue Hose. Es waren in der Hauptsache nützliche Dinge. Man lebte viel einfacher
damals und hatte wirtschaftlich gesehen viel weniger. Ich glaube, es war damals bei
uns und den anderen jüdischen Familien auch kein allgemeiner Brauch, sich gegenseitig
zu beschenken. Woanders mag es nicht so gewesen sein.

Abb. 6: Trendelspiel

Im Laufe des Winters kam dann Purim, das Fest der Esther, die ihre Mitjuden in
Persien vom blutrünstigen Hamman rettete. Am Vorabend, also zu Festbeginn, wird
während des Gottesdienstes die „Megillah", das Buch Esther, gelesen, natürlich auf
hebräisch, was einem, der's nicht verstand, langweilig wurde. Aber jedes Mal, wenn
bei der Lesung der Name ..Hamman" vorkam, gab es ein Gepolter mit den Füßen auf
dem Boden und den Fäusten auf dem Tisch. Wie spitzte ich da die Ohren, das
..Hamman" ja nicht zu verpassen, um als erster poltern zu können!

Die Oma hat Purim zu Ehren „Kreddimänner" gebacken, das waren menschliche
Figuren mit drei oder vier Rosinen auf dem Bauch als Knöpfe. Ich kann heute nicht
mehr sagen, ob das eine Müllheimer jüdische Tradition war. Beim Kantor Alperowitz
jedenfalls gab es sogenannte „Hammantaschen". das waren mit Konfitüre gefüllte
Plätzchen. Möglicherweise hat er diesen Brauch aus seiner Heimat mitgebracht, er
oder seine Frau stammten wohl aus Litauen.

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