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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 163
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0165
es sich um eine Art Volksetymologie handelt, "literaturgeschichtlich, nicht aber
sprachgeschichtlich relevant". Ob das für Hebel zutrifft oder eben für eine ganze
Zeitepoche?

Um zu Hans Kuhn zurückzukehren: er gliedert die Sprachgeschichte in drei
Gruppen: I das Sprachliche. II das Geschichtliche und III das Archäologische,
untergliedert in 24 §§. Zu I Alemannen lat. alemanni. meist griech. "Alamanoi", in
allaim alamannam = "in der ganzen Menschheit" ist der Wortstamm bezeugt. Das
Nebeneinander von - mann - und - man - in den alten Quellen kann darauf beruhen,
daß das germ. mann = Mensch, Mann eine Nebenform - man - gehabt hat, ahd
manaheit = Menschheit. Es trifft sich so, daß unser Stammesname aus zweien der
seltenen germanischen Wortstämme besteht, in denen Formen mit doppelten (langen)
und einfachen (kurzen) Konsonanten nebeneinanderbestanden: (all undal. mann und
man). Auf den gleichen Stamm gehen Begriffe zurück wie alothiod Gesamtvolk -
Allgemeinheit - Eigentum der Allgemeinheit. Gemeinbesitz eines größeren Verbandes
("Allmende" Zusatz des Verf.) "omnia creata". Auch mit der Stammesverfassung
kann das zusammenhängen, wie auch mit der demokratischen Ordnung und der
Wehrverfassung eines Stammes-Bundes: die Alemannen als Verband, der jedem
(allen) offen stand. Das widerspricht auch dem Griechen (siehe oben: Asinius
Quadratus) Agathias nicht, der die Alemannen als "zusammengelaufen und gemischt
" bezeichnet. Waren es doch alle Männer, die hinter dem Limes sich sammelten
und dann die Dekumatlande besiedelten (siehe Dr. E. Richter). Also die Alemannen
ein Kampf- und/oder Wanderverband, jedermann, allen offen?

Die Teile II und III der drei Gruppen Sprachgeschichte von Hans Kuhn mögen hier
unberücksichtigt bleiben: jedenfalls für den Augenblick.

In einem alten Schweizer Kochbuch von 1605 gibt es das Rezept für ein Gebäck,
das "Allemännlein" heißt: 200 gr gestoßene Mandeln. 2 Löffel Rosenwasser, 1 Ei, 1
Löffel Mehl. 1 Prise Salz. 100 gr Zucker. Zucker und Zimt zum Bestreuen.

Je mehr man sich mit der Frage beschäftigt, warum hat J.P. Hebel seine Gedichte
"allemannisch" genannt und warum wird heute die Schreibweise alemannisch bevorzugt
, kann man zu dem Schluß kommen, daß Sprache eben etwas Lebendiges ist und
auf anderen Kulturen (Substraten) andere Formen und Farben entwickelt, wie die
Hortensie erst auf dem Boden eines Kohlenmeilers blau erblüht. Oder hat es sogar
wirklich mit der Romantik etwas zu tun, daß man um die Jahrhundertwende des 18.
und 19. Jahrhunderts "Allemannen" schrieb? Es fallen dem Literaturfreund plötzlich
Namen ein - nur eben bei Hebel, dem großen Individualisten in Form. Inhalt und
Sprache seiner Gedichte, fällt einem ein solcher Schluß besonders schwer.

Für den Verfasser bleiben viele Fragen offen, ohne betroffen zu sein. Die Unterhaltung
mit Hebel war zu erfreulich, erfreulich aber auch das Mitdenken vieler, die mit
der Frage konfrontiert wurden. Es bleibt der Dank an Hebel und an alle, die sich mit
seinem "allemannisch" auseinandergesetzt haben.

Bei einem Besuch im Burte-Archiv in Maulburg hat der Verfasser, nach Abschluß
dieses Versuches, festgestellt, daß im Originalmanuskript der "Madlee" (1920)
Hermann Burte die Worterklärung auch mit Doppel-1 überschrieb = Allemannisch.

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