http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0022
Ludwig mit 3000 Mann und Villars zunächst unbeweglich in den Festungsgräben
gegenüber. Als die Franzosen dann einen Übergang bei Neuenburg vortäuschten,
eilte Markgraf Ludwig ihnen entgegen und beließ nur 300 Mann bei Friedlingen.
Dies nutzte Villars, um mit seiner gesamten Truppenmacht hier den Schritt über
den Rhein zu wagen und das Gebiet zwischen Weil, Haltingen und dem gesamten
Käferholz zu besetzen. Dies war am 14. Oktober 1702 morgens um 8 Uhr. Die
Truppen Markgraf Ludwigs befanden sich z.T. noch bei Binzen im Aufbruch nach
Norden. Sofort beorderte er seine Reiterei nach Haltingen, wo sich die beiden
Truppenverbände schon um 10 Uhr gegenüberstanden. Gleichzeitig rückte die
Infanterie über Otlingen auf den Gisinplatz, um die im Wald verschanzten Franzosen
anzugreifen. Weitere Truppenteile lagen im Bereich der Lücke und im angrenzenden
Röttier Wald in Bereitschaft. Um die Mittagszeit war zwischen der Lücke
und dem Käferholz ein erbitterter Kampf im Gange, der mit wechselndem Erfolg
der beiden Parteien schließlich mit dem Abdrängen der Franzosen über Tüllingen
nach Weil endete. Daran änderte auch die bei Haltingen etwas erfolgreichere
französische Reiterei nichts mehr. Durch die hohen Verluste auf beiden Seiten
ging der Kampf praktisch unentschieden aus, immerhin mit dem Vorteil für Markgraf
Ludwig, daß die Franzosen sich wieder in die schützende Festung Hüningen
zurückzogen, wodurch auch die beabsichtigte Vereinigung mit den Bayern vereitelt
wurde.
Auf deutscher Seite beklagte man an Gefallenen 54 Offiziere und 335 Mannschaften
bei 1742 Verwundeten, d.h. zwei Drittel der angetretenen Truppe. Die
Franzosen zählten 111 tote Offiziere und 1590 Unteroffiziere und Mannschaften
bei 2601 Verwundeten, das sind ein Viertel der eingesetzten Soldaten. In 3 - 4
Stunden ist damit dieses Treffen zu Ende gewesen. Von Tumringen, Tüllingen
und Lörrach waren viele Einwohner wieder nach Basel geflüchtet. Nach ihrer
Rückkehr fanden sie nur verwüstete Felder und Rebhänge, zerstörte und geplünderte
Häuser vor.
Nach dem Frieden von Rastatt (1714) kehrt nach rund 200jährigen Unruhen
endlich für einige Jahrzehnte eine lang ersehnte Aufbauphase ein. Noch heute
erinnern daran zahlreiche in jener Zeit entstandene Bauten im neuen Stil des
Barock in allen Ortsteilen. Manche benutzten auch - wie z.B. in Hauingen - nach
der endgültigen Abwehr der Türken die Angebote Maria Theresias zum Aufbau
der Donauländer und wanderten nach Siebenbürgen aus. Die Innenstadt Lörrach
erhält als nunmehrige Amtsstadt nach der Einrichtung der Landvogtei (1697) und
der Stadtrechtsverleihung (1682/1756) neue öffentliche Gebäude.
Nachdem die Bildungsanstalten seit der Reformation nicht mehr Privileg der
Klöster waren, entwickelte sich auch in den Teilorten Lörrachs ein eigenständiges
Schulwesen. Schon 1556 gibt es eine Lateinschule in Rötteln. Sie wird nach der
Zerstörung von Burg und Dorf (1678) zunächst nach Basel verlegt, dann aber
1689 in Lörrach in der Herrengasse (Kapitelhaus) neu eingerichtet. 1715 wird die
Lateinschule Pädagogium und erhält 1761 einen neuen Bau in der Basler Straße
(heute Museum am Burghof). Johann Peter Hebel unterrichtete hier als Präzepto-
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