http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0030
Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) unterbrach diesen hoffnungsvollen Start ins
neue Jahrhundert. Das alte Amtshaus am neuen Marktplatz (1740 - 1914) war
schon abgerissen, um dort einem neuen Rathaus Platz zu machen, das dann erst
1975 - ebenfalls als Hochhaus - schließlich beim Bahnhof gebaut wurde. Die
Erweiterung der Basler Straßenbahn von der Grenze nach Lörrach unter Einbeziehung
von Tumringen - Haagen - Hauingen - Brombach war bereits fertig projektiert
, wurde aber erst 1922 und dann nur bis zum Bahnhof Lörrach verwirklicht.
Auch weitere wirtschaftliche Investitionen wurden vorerst auf Eis gelegt. Eine für
uns heute fragwürdige nationalistische Politik versuchte das vermeintlich nachzuholende
Ansehen des Deutschen Reiches in der Welt zu realisieren. Militärische
Machtdemonstrationen, Kolonialpolitik, ein entsprechender Flottenaufbau und internationale
wirtschaftliche Verbindungen waren die Erfolgsbarometer eines neuen
deutschen Geltungsbewußtseins, das seine Spuren auch in unserer Stadt am
Dreiländereck hinterließ. Die Lörracher Lesegesellschaft, die zum Ende des 19.
Jahrhunderts gegründeten Sport-, Musik-, Gesangs-, Heimat- und Militärvereine
förderten in aller Unschuld den Geist dieser Zeit, der uns dann kurz hintereinander
zwei Weltkriege bescherte. Die Angst, dieser Krieg könnte auch wieder über den
Rhein unsere Landschaft bedrohen, blieb - wenigstens im Ersten Weltkrieg -
glücklicherweise unbegründet.
Das mörderische Ringen bis in die Vogesen hatte im Ersten Weltkrieg dennoch
für alle Ortsteile seine Opfer gefordert: Lörrach mit Stetten beklagte 551 Tote
und Vermißte, Tumringen 52, Tüllingen 16, Brombach 88, Haagen 67 und Hauingen
72.
Der schon 1848 versuchte Wandel von der Monarchie zur Republik vollzog sich
nach Kriegsende durch die Versailler Bestimmungen. Die Inflationszeit (1921 -
1923) verzögerte die Wiederaufnahme der Arbeit in den Fabriken, auf die sich
unsere Landschaft inzwischen so sehr verlegt hatte. Nicht von ungefähr war Lörrach
1923 auch der Ort der Septemberunruhen von 1500 unzufriedenen, meist von
Weil her demonstrierenden Arbeitern. Es gab Tote und Verwundete nach einem
rasch von Freiburg herbeigerufenen Polizeiaufgebot.
Erster Höhepunkt im öffentlichen und wirtschaftlichen Leben war 1925 die
Gewerbeausstellung im Rosenfelspark, eine Leistungsschau und erste Orientierung
nach dem 1. Weltkrieg für das ganze Markgräflerland mit zahlreichen Veranstaltungen
auch im kulturellen Bereich. Doch die hohen Abgaben durch Reparationsleistungen
an Frankreich und die Rückschläge in der Weltwirtschaft (1929)
hatten auch ihre politischen Folgen. Die bunte Parteienlandschaft, wo die KPD
1924 noch große Teile der Bevölkerung vertrat (Lörrach 26,6%. Brombach 24,6%,
Haagen 27,6%, Hauingen 42,8%) wandelte sich bis 1932 zugunsten der NSDAP
und ihrer Versprechungen (Tüllingen 75%, Tumringen 52,9%, Brombach 47,4%,
Haagen 42%, Hauingen 36,4%, Lörrach mit Stetten 29,2%). Die Übernahme der
Regierungsgewalt durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 kam daher nicht so
überraschend. Nach dem Desaster von 1945 versuchte man es dann mehr mit den
bürgerlichen Parteien bei der ersten Wahl von 1946 (bei 51,9% Wahlberechtigten
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