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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 57
(PDF, 32 MB)
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neuem in Schwung zu setzen, weil sie ja von den guten Geistern ihrer Zeit noch
erfüllt ist, das kann nur meine schwarze alte Uhr" (BZ, 26.2.46). Die Hoffnung der
Autorin, sich nach vielen Jahren des Schweigens nun wieder publizistisch Gehör
zu verschaffen, sollte sich nicht erfüllen. In ihrer Erzählung "Der Gottesbaum"
war von ähnlichen Träumen die Rede: "Im Herzen wilde Träume von Ruhm und
großer Fahrt. Hier faßte ich den Entschluß, eine ganz und gar überwältigende
Schauspielerin zu werden." Ihr Bekenntnis, "daß auch ich ein Recht hatte, anders
zu denken und zu fühlen, als meine Mutter es von mir haben wollte" (BZ,
17.5.46), zeigt, daß Tami Oelfken nicht nur naturschwärmerische Lyrikerin, sondern
auch eine engagierte Prosaautorin war.

Zu den wichtigsten Vertretern der jungen deutschen Lyriker-Generation zählte
jedoch Rudolf Hagelstange, dessen "Venezianisches Credo"25' begeisterte Aufnahme
fand. Eines der Sonette dieser Sammlung wurde in der BZ am 22.6.46 abgedruckt
(siehe Abbildung 4). Schon die Wahl der Form "Sonett" war Programm -
nicht nur- dieses Lyrikers. Mit ihrer strengen Vers- und Reim-Ordnung stellte sie

Was heißt denn das: ein Mensch? Ist Gang und Rede
genug, um sich als Herr der Well zu meinen,
als Ebenbild des Ahnen und des Einen,
der uns berufen liai und dem jedwede

der Kreaturen lebt, ihm Lob zu sagen?
Was wiegt der Dank, den unser Mund beteuert?
Der Atem gilt, der unsere Brust befeuert,
das Opfer, das wir ahne Arglist ivagen.

Denn uns beschämt der Vogel und die Blume,
der Käfer und der Fisch, ja selbst der tote
und kalte Stein im Bach, der dem Gebote

der Strömung still gehorcht, wenn wir nicht Wissen,
Licht zu gewinnen aus den Finsternissen
und Mehrer sein an unserem Menschentume.

Abb. 4: Aus: "Venezianisches Credo" (Badische Zeitung, 22.6.46)

eine künstlerische Antwort auf das Chaos dar, das der Krieg hinterlassen hatte.
Hagelstange wählte nicht freie Formen und Rhythmen, sondern unterwarf sich
dem Gesetz strenger Sprach-Architektur. Die Gegenüberstellung von Mensch und
Natur gipfelt in Hagelstanges Sonett in der Hoffnung, "Licht zu gewinnen aus den
Finsternissen/ und Mehrer sein an unserem Menschentume." Das aufklärerisch-

Von Rudolf Hagelstangc

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