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Auch er bittet um Bauholz; so brauchte er 80 Bau- und 3 Sägtannen und 4 Stück
Eichen zu Schwellen. Er bittet um billiges Bauholz aus den herrschaftlichen Waldungen
und wegen seiner Armut auch um einige unentgeltliche Tannen. Der Pfarrer, Vogt
und Stabhalter schrieben darunter: „Die Bitte ist wahrhaftig und des Mitleids
würdig".
Das Oberamt befürwortet noch das Gesuch und schreibt dazu: „Der Käsacker ist ein
abgelegener, kleiner Ort und hat nur sechs Bürger, bis auf einen einzigen (David
Oßwald) haben alle alles verloren. Die Menschen sind mittellos, aber sie haben noch
ziemlich Güter". Umgerechnet in Geld ausgedrückt besitzen sie:
(liegende Güter)
Johann Jacob Mäder 3000 Pfund
Matthias Weltin 3500 Pfund
Matthias Weis 1500 Pfund
Johannes Mäder 3000 Pfund
(Geschätzt vom Oberamt)
Das Oberforstamt Kandern bewilligte als Soforthilfe Bauholz aus dem Kanderner
Wasen und ließ das Holz sofort nach Käsacker abführen. Der Geldbetrag dafür beläuft
sich für:
Johann Jacob Mäder auf 102.48 fl. (fl = Florin Gulden)
Matthias Weltin auf 92.00 fl.
Matthias Weis auf 85,98 fl.
Johannes Mäder auf 124,29 fl.
Der Markgraf wird nachträglich darüber vom Oberforstamt in Kandern in Kenntnis
gesetzt, und man will abwarten, wieviel den Bittstellern von Karlsruhe nachgelassen
wird.
Der Bericht aus Karlsruhe läßt auch nicht lange auf sich warten. Man will den
Bürgern von Käsacker in Anbetracht ihres Unglücks den fünften Teil des Betrages für
das Bauholz schenken, unter der Voraussetzung, daß sie die anderen 4/5 gleich bar
bezahlen. Außerdem bekamen die Bürger Johann Jacob Mäder, Matthias Weltin und
Matthias Weis aus der Brandkasse noch 300 fl. Johannes Mäder hingegen erhielt aus
dieser Kasse kein Geld, da für ihn bereits eine Sammlung durchgeführt worden war.
Über die grassierende Viehseuche, die damals Angst und Schrecken auch bei den
Bauern des Markgräflerlandes verbreitete, erfahren wir aus einer Urkunde des
Weidgesellen David Oßwald aus Käsacker (er war der Schwiegervater des Johann
Georg Wehrle, s. VI/6). Das Schreiben wurde am 26. Februar 1796 von der hochfürstl.
markgräfl. badischen Regierung in Karlsruhe versandt und ist betitelt mit: „Vorbeschriebenes
Mittel für das Hornvieh bei gefährlichen Krankheiten im Jahre 1796". Es
heißt darin: „Anweisung für den Landmann bei der grassierenden Horn Viehseuche.
In den hiesigen fürstlichen Landen sowohl, als in anderen Gegenden Teutschlands
reißt eine gefährliche Krankheit unter dem Rindvieh ein, welche Überquellung oder
die Ungarische Krankheit genannt wird, und in einem bösartigen faulen Nervenfieber
besteht, welches gemeiniglich schon mehrere Tage im Körper des Thieres vorhanden
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