http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0171
werk eines gotischen Fensters aus rotem Sandstein, das der Münsterbauhütte in
Freiburg zur näheren Bestimmung übergeben worden war; dieses kam Mitte 1988
mit dem Ergebnis zurück, daß es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um ein
Stück vom alten Neuenburger Münster handle.
Überblickt man die bis heute zusammengetragenen Bestände, so wird folgendes
sichtbar: neben einem umfangreichen Urkundenbestand bilden zahlreiche Münzen
und Bodenfunde sowie Stadtansichten die tragenden Pfeiler der Sammlung.
Betritt man heute das äußerst geschmackvoll restaurierte Alte Rathaus, in dem
neben der Stadtgeschichtlichen Sammlung noch das Stadtarchiv untergebracht ist,
so fallen einem zuerst das helle Holz der Treppe und die Glastüren auf, die in
Frakrurschrift auf Archiv und Museum hinweisen. Im 1. Obergeschoß wird vor
allem die Stadtgeschichte von der Gründung der Stadt 1175 über die Erhebung zur
Reichsstadt 1219/1274 bis hin zur Zeit Kaiser Josephs II. mit zahlreichen Urkundenreproduktionen
gezeigt; es wird dabei deutlich, wie konsequent die Neuenburger
auf der Bestätigung ihrer Rechte bestanden, und daß es ihnen sogar mehrfach
gelang, diese auszuweiten; es sei in diesem Zusammenhang auf das Adolphinische
Privilegium vom 24.12.1292 und die Erweiterung der Stadtrechte durch König
Ruprecht in einer Urkunde vom 4.9.1403 hingewiesen.
Ein zweiter Aspekt dieser Stadtgeschichtsabteilung sind die zahlreichen Städtebündnisse
, denen Neuenburg entsprechend seiner mittelalterlichen Bedeutung angehörte
(1248/49, 1261 und 1272).
Diese Ereignisse werden dem Besucher kurz und prägnant in einer den Augen
angenehmen Art präsentiert: auf sandgestrahlten beigefarbenen Plexiglas-Tafeln
sind die Ereignisse im Zusammenhang mit der abgebildeten Urkunde erläutert.
Plastischer geht es bei der Ausstellung der bereits genannten Waffen zu, die
neben den Glasvitrinen mit den Bodenfunden die mittlere Fläche des Raumes
einnehmen. Der Raum ist sehr hell, sowohl durch natürliche wie durch künstliche
Beleuchtung, was die Betrachtung der zahlreichen Ölgemälde und Kupferstiche
mit Stadtansichten wesentlich erleichtert und auch die Reproduktion des Scheibenrisses
der Neuenburger Zunft "zum Riesen", 1606 für diese von Hieronymus
Vischer gestaltet, in dem ihr zustehenden Licht erscheinen läßt. Links und rechts
davon informieren Tischvitrinen über die Beziehungen einiger Humanisten zu
Neuenburg und über Bernhard von Weimar und dessen Versuch, sich mit Rückendeckung
Frankreichs ein eigenes Territorium am Oberrhein aufzubauen.
Mit Bernhard von Weimar und der Zeit des Dreißigjährigen Krieges beginnt für
Neuenburg am Rhein auch die Zeit der wiederholten militärischen Zerstörung,
was zur Folge hat, daß aus dieser Zeit auch so gut wie keine Fundstücke mehr
existieren. Um so erstaunlicher ist es. daß aus dem Jahre 1940 eine große Anzahl
künstlerisch wertvoller Gemälde damals bekannter, zum Teil an der Freiburger
Kunstakademie lehrender Maler vorhanden ist. Wie Zeitgenossen berichteten,
strömten nach der Beschießung Neuenbürgs zu Beginn der Frankreichoffensive
1940 zahlreiche Neugierige in die zerstörte Stadt am Rhein, darunter auch die
Maler Adolf Riedlin, Heinrich Wittmer und Otto Zimmermann. Sie alle, selbst
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